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Jedermensch
Zeitschrift für soziale Dreigliederung, Frühling 2008 - Nr. 646 |
Inhalt Die folgenden Beiträge und etliches darüber hinaus finden Sie in
unserer Druckausgabe: Wie das Geld verteilt ist Lobbyisten
in Ministerien: In drei Bundesländern wurde in letzter
Zeit ein Landesparlament gewählt. Von Dieter Koschek Die
Iren stimmen für ganz Europa ab! Die
Eigentumsfrage neu stellen Zur Erkenntnissituation
der Lebenskräfte Ein Pionier des
ökologischen Bewußtseins Was
sucht ein Ratten-Gen im Salat? Zugriff
zu den Krankheitdaten gesundheit aktiv. anthroposophische heilkunst e.v. Mit
Krebs leben Eulenspiegel
News Leben Gemeinsam Gestalten Ulle Weber hat die
Schwelle des Todes überschritten Anthroposophie & jedermensch: Helfende Behinderte Vor allem Obama
Barack äußert Ideen, die zwar in der Presse abwertend als inhaltsloser Wandel
bezeichnet werden, aber doch konkrete Maßnahmen für eine ernst zunehmende Supermacht
sind. Eine Zustimmung zum Internationalen Gerichtshof ist zu erwarten und eine
Respektierung der UNO. Vor allem ist
aber der Abzug aus dem Irak und aus Afghanistan zu nennen. Hier sind bisher die
Ölinteressen im Vordergrund.. Mit dieser Militärgewalt auf Öl, das zudem aus zu gehen
droht, zu setzen ist sehr kurzfristig. So kurzfristig wie jede Profitgier eben sein muss.
Hier wäre ein Abzug ein Zeichen dafür die Internationalen Spielregeln einzuhalten. Auch
könnte das Geld für die Besetzung zivil besser eingesetzt werden. Beim diesem
Schritt ist klar und deutlich die Energiefrage ein wichtiger Faktor und damit natürlich
auch der - mit der fossilen Verbrennung verbundene - Klimawandel. Hier muss die USA
endlich aufhören den Bremser zu spielen und das Kioto-Protokoll verabschieden bzw. bei
den Nachfolgeplänen ernsthaft mitspielen. Hier zeigt sich bereits im eigenen Land, dass
es vernünftige Spieler in der Klimafrage gibt. Selbst Arnold Schwarzenegger, der
schauspielernder Bodybuilder in Kalifornien, sieht als Gouverneur die Wichtigkeit dieser
Frage. Weiter spielen hier die Subventionen für den heimischen Ölpreis eine Rolle. Ein zweiter
wichtiger Schritt ist es, die Palästinenser als Partner in einem Friedensprozess in
Nahost ernst zunehmen. Dazu gehört das Ende der Einseitigkeiten zugunsten Israels. Die
Weltgemeinschaft hat die Aggressionen Israels schon oft verurteilt, immer mit dem Veto der
USA. Hier gehört ein Augenmaß her, das die Probleme sieht und benennt. So kann man nicht
ewig neue Siedlungen im Jordanland bauen lassen und gleichzeitig über einen eigenen
palästinensischen Staat diskutieren. Friedenspolitisch
gehört das Ende von Blockaden zu dem Maßnahmenpaket. Die ideologische und dämliche
Blockade von Kuba gehört dazu, ebenso wie die verweigerte Gesprächsbereitschaft mit
Syrien oder dem Iran. Wenn die USA hier vom Säbelrasseln weg kämen und eine wirkliche
Gesprächsbereitschaft zeigen würde, wären etliche Krisengebiet keine mehr. Hierzu gehört
auch der sogenannte Kampf gegen den Terrorismus. Ein Imperator, der jede Gelegenheit
nutzt, militärisch über Stellvertreterarmeen oder durch Unterstützung von
Guerillagruppen weltweit seine wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen, kann eigentlich
nicht glaubhaft ihm nicht geneigte Gruppen zu Terroristen erklären. Selbst eingefleischte
US-Firmen machen Geschäfte mit jedem, der zahlen kann. Innenpolitisch
steht neben der Klimafrage die Armut im eigenen Land an vorderster Stelle. Das reichste
und mächtigste Land der Welt hat für seine Bevölkerung keine gesetzliche
Krankenversicherung. Wie lange wollen die Amerikaner diese Schande noch ertragen?
Wirtschaftspolitisch ist der Widerspruch zwischen freiem Welthandel und innerstaatlichen
Interventionen zugunsten der eigenen Wirtschaft zu klären. Ein
Wirtschaftsförderungspaket von 100 Milliarden Dollar widerspricht doch eigentlich jeder
neoliberalen Wirtschaftsvorstellung, ebenso wie militärisches Eingreifen zugunsten der
eigenen Rüstungsindustrie. Ideologische Begründungen sind hier nur noch lügenhaft
aufrecht zu erhalten. Nicht zuletzt
müsste sich der Ton der amerikanischen Regierung ändern, sie fordert garstig Mithilfe
bei ihren militärischen Einsätzen per Brief, oder operiert mit der Koalition der
Willigen anstatt die UN zu stärken und auch zu achten. Hier hat Powell, der letzte
amerikanische Außenminister mit seiner Lüge über Massenvernichtungswaffen im Irak der
Lügenpolitik die Krone aufgesetzt. Dieser Kommentar
soll nicht antiamerikanisch verstanden werden, ich meine vor allem die amerikanische
Politik bzw. Regierungen und ich möchte auch die deutsche Regierung nicht
ausnehmen, da wir ja im gleichen Lager der Wirtschaftspolitik stehen und von
daher auch der gleichen Logik unterworfen sind. Der deutsche Verteidigungsminister
glaubt ja auch, das er Deutschland in Afghanistan verteidigt. Ja was denn
bloß? So wie auch ich hier in Deutschland nicht die Hoffnung aufgebe, dass einmal eine
vernünftige, dialogische und respektable Politik gemacht wird, so hoffe ich dies auch
für die USA und alle autoritären Länder dieser Welt. Selbst wenn auch
alle Dialogbereitschaft, der Einsatz diplomatischer friedlicher Mittel und die Achtung des
Anderen zum tragen kommt, will ich immer noch nicht die Augen verschließen vor der Frage
nach dem System, das ein kapitalistisches ist, welches privates Eigentum an
Produktionsmittel, und damit uneingeschränkte Profitgier als Staatsziel hochhält. Neben
aller Musik liegt hier ein Kompositionsfehler vor, der behoben werden muss. Und wir sollten
auch nicht glauben, dass der Unterschied zwischen Republikaner und Demokraten so groß
ist. Marcia Pally macht in der taz vom 23.2.2008 darauf aufmerksam, dass unter Bill
Clinton die USA die weltweiten Militäreinsätze erhöht hatte und die meiste Munition,
die heute verschossen wird, unter seiner Amtszeit produziert wurde. Auch die Entmachtung
der Kontrolle bei der Ausspionierung der US-Bürger durch Telefonüberwachung hat ein
Demokrat zu verantworten. Wie in
Deutschland unterscheiden sich beide Lager nur atmosphärisch. An den Wurzeln des Übels,
der kapitalistischen Produktion, wird keiner der beiden Lager rütteln wollen. In den USA
nicht und nicht in Deutschland. Beide Staaten sind eindeutige Gewinner der neoliberalen
Globalisierung und die Lobbyisten sind stark, um eine Änderung der Politik zu verhindern.
Aber da brauchen diese auch keine Angst zu haben. Dies zeigte sich bei der Frage des
Nato-Einsatzes in Afghanistan. Die Differenzen zwischen USA und Europa führten nicht zum
Konflikt, bei dem ja mit einer Spaltung gedroht wurde, sondern endeten im einvernehmlichen
Miteinander. Denn die Interessen sind die gleichen. Aber ich möchte
doch betonen, dass es sehr wohl einen Unterschied in den Methoden gibt, wie es in Nord-
und Südafghanistan ersichtlich ist. Ich lehne nach wie vor jedes militärische Eingreifen
einer Militärmacht - egal wie human man es nennt - in einem anderen Land ab. Diese
Haltung könnte man auch bei Obama Barack vermuten, aber letztlich lässt das System USA
dies gar nicht zu. Der Wandel wird
noch viele Anstrengungen brauchen. Dieter Koschek Immer mehr Aktionen gegen den Irak-Krieg In den USA setzen sich viele Menschen für
ein Ende der Kriege im Irak und in Afghanistan ein - mit Demonstrationen, Besetzungen von
Abgeordnetenbüros und anderen Aktivitäten. Einzelne verweigern den Kriegsdienst und
sagen damit öffentlich NEIN zur Kriegspolitik der USA. Lori Hurlebaus von der Friedensgruppe
Courage to resist" (Mut zum Widerstand) war am 25. Oktober im Münchner
Eine-Welt-Haus und einen Tag später im Saal der IG Metall in Erlangen zu Gast. Sie
berichtete, dass inzwischen 70 bis 80 Prozent der US-Bevölkerung gegen den Irakkrieg
sind. Allerdings drückt sich das noch nicht in einer entsprechenden Mobilisierung aus.
Die Frage für die Friedensbewegung, so Hurlebaus, laute denn auch: "Was können wir
tun, um die Leute zum Handeln zu bewegen, damit der Krieg beendet wird?" Wichtig sind
nach Meinung der Aktivistin von Courage to resist" vor allem Iokale
Aktivitäten, bei denen es darum geht, Widerstand im Militär gegen den Krieg zu
unterstützen und die Rekrutierung von SoldatInnen zu konterkarieren. Inzwischen hat es zahlreiche
Protestaktionen vor Rekrutierungsbüros der US-Armee gegeben. Und immer häufiger
demonstrieren Schülerinnen dagegen, dass Rekrutierungsoffiziere an ihren Schulen für die
Armee werben. Im Augustanaforum berichtete die
Friedensaktivistin Aimee Allison (37). Sie hat 1991 als Sanitäterin den Kriegsdienst in
der US-Armee verweigert. Allison ist Herausgeberin eines Buches für die
Anti-Rekrutierungskampagne in den USA und betreut ehemalige Soldatinnen und Soldaten der
US-Armee bei der Bearbeitung ihrer Kriegserlebnisse. Allison machte deutlich, wie viel Geld in
den USA für die Anwerbung von neuen Rekruten ausgegeben wird. Im Haushaltsjahr 2006 hatte
das USMilitär vier Milliarden Dollar für diesen Zweck zur Verfügung. Besonders
anfällig für das Werben der Rekrutierungs-Offiziere, die an fast allen Schulen Büros
unterhalten, sind Jugendliche, die sich vom Eintritt in den Militärdienst die
Finanzierung eines Studiums versprechen. Ohne zu wissen, dass dieser Wunsch nur für
die wenigsten in Erfüllung geht. Freiwillig zurArmee melden sich auch viele illegale
Einwanderer, denen mit der Ableistung des Militärdienstes die amerikanische
Staatsbürgerschaft in Aussicht gestellt wird. Aimee berichtete auch von Fällen, bei
denen vor Gericht Verurteilten in Aussicht gestellt würde die Strafe zu erlassen, wenn
sie sich zum Militär meldeten. Klaus Stampfer, Harald Will 4,5 Millionen Euro durchschnittliches
Jahresgehalt haben die Vorstandsvorsitzenden der DAX-30-Unternehmen im Jahr 2006 erhalten,
recherchierte die Hans-Böckler-Stiftung. Dass von Gleichheit nicht annähernd die Rede
sein kann, zeigt, dass das Verhältnis der Pro-Kopf-Gehälter zwischen Vorstand und
Mitarbeiter im Durchschnitt vom 14- auf das 44-fache im Zeitraum von 1987 bis 2006
gestiegen ist. Besonders deutlich sind die Gehälter Ende der 1990er Jahre angestiegen. Hans-Werner Sinn, Direktor des Münchner
Instituts für Wirtschaftsförderung, kann daran nichts Schlimmes finden: »Mit etwas mehr
Ungerechtigkeit lebt es sich besser. Etwas mehr Ungleichheit bewirkt auch für die weniger
gut dabei Wegkommenden einen höheren Lebensstandard, als wenn man ein egalitäres System
schafft, wo alle gleichermaßen arm sind. Das haben wir doch im Sozialismus
Ostdeutschlands probiert. Die Leute haben sich darüber aufgeregt, dass Erich Honecker
einen Kühlschrank hatte - die ausgelebte Neidpräferenz ging so weit, dass eben keiner
einen Kühlschrank hatte«, sagt Sinn zur Süddeutschen Zeitung. So direkt drücken es die
meisten Manager nicht aus. Aber sie pochen mit dem Hinweis auf Vertragsfreiheit darauf,
dass die Höhe der Gehälter nicht von der Politik bestimmt würden dürfe und dass sie
für ihr Geld schließlich hart arbeiten. Gerechtigkeit: ein altes Thema Der Wunsch
nach Gerechtigkeit beschäftigt seit Jahrtausenden Dichter und Denker. Fast alle Menschen
haben ein Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Solidarität - und das mit gutem Grund. Der Sozialpsychologe Prof.
Hans-Werner-Bierhoff von der Ruhr-Universität Bochum erklärt: »Der Mensch ist ein
kooperatives Wesen. In allen kooperativen Organisationen besteht die Gefahr der Ausbeutung
durch Einzelne, die nur Belohnungen abholen, aber selbst nichts beitragen«, so Bierhoff.
»Das ist gefährlich für das gesamte System.« Zwar ist es selten so, dass Manager gar
nichts leisten - auch wenn einige von ihnen mehr ihre eigenes Wohl als das ihres
Unternehmens im Blick haben: Wer verdient, was er verdient? Eine gute
Frage. Der DGB ging diesem Thema Ende 2007 nach und untersuchte, was die Menschen im Lande
von den astronomischen Bezügen der Top-Manager halten. Das Ergebnis: 85 Prozent der
Ostdeutschen und 82 Prozent der Westdeutschen halten das Jahreseinkommen für zu hoch. Was
die Entscheidungsträger aus den Vorstandsetagen wirklich verdient hätten, dazu haben
viele eine Vorstellung: So finden 28 Prozent der Befragten, dass ein Jahressalär bis
500.000 Euro angemessen ist. Weitere 20 Prozent können sich mit einer Vergütung bis zu
einer Million Euro anfreunden. Nur vier Prozent empfinden die tatsächliche Höhe von mehr
als vier Millionen Euro als angemessen. Und wer das verdienen will, so finden 85
Prozent aller Befragten, sollte sich an sozialen und ökologischen Kriterien messen
lassen. Wer besonders viele Betriebe dicht macht, keinen Erfolg hat, Angestellte auf die
Straße setzt und der Umwelt schadet, hätte dann schnell weniger Euro in und an der
Börse. Wer aber würde sich dafür einsetzen? Fast
unisono murmelten Ende vergangenen Jahres sogar CDU-Politiker pflichtschuldig einige
Sätze zum Thema Gerechtigkeit. Die Kanzlerin wetterte gar wahlkampfwirksam: »Warum wird
mit Geld überschüttet, wer auf ganzer Linie versagt?« Ob sie es wirklich nicht weiß?
Mit den Managern verderben wird es sich die CDU wohl kaum: »Es gibt keine Initiativen in
der Bundesregierung für gesetzliche Regelungen in diesem Bereich.« Die Schieflage gerade rücken. Deutlich
Stellung bezog der DGB und forderte, den Spitzensteuersatz wieder von 42 auf 53 Prozent zu
erhöhen und die Kriterien für Managergehälter zu überdenken: Die Gewerkschaften richteten einen
Expertenkreis ein, der im kommenden Frühjahr einen Kodex für angemessene Vergütungen
empfehlen wird. »Wir müssen weg von der kurzfristigen Orientierung an den Aktienkursen
zu nachhaltiger Unternehmenslenkung«, so DGB-Vorstandsmitglied Dietmar Hexel. Dazu
gehört nicht nur die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes, sondern auch eine deutliche Erhöhung der Löhne und
Gehälter, wie sie die Gewerkschaften in diesem Jahr bei ihren Tarifforderungen nach mehr
als 15 Jahren mit sinkenden Reallöhnen vertreten werden. Ulrike Büttner-Freunscht aus RAN 2/2008 60 Prozent des deutschen Immobilien-,
Aktien- und Geldvermögens sind in den Händen der reichsten 10 Prozent. Dabei sind 13
Prozent - das sind 10.600.000 Menschen - in Deutschland armutsgefährdet. Auch Arbeit
schützt nicht vor Armut: 32 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten haben eine Anstellung im
Niedriglohnbereich. Das heißt, sie beziehen weniger als 75 Prozent des durchschnittlichen
Bruttolohns (ca. 42.000 Euro). 2,5 Millionen dieser Beschäftigten lagen mit ihren
Einkommen sogar unterhalb der 50-Prozent-Marke. Sie beziehen damit Armutslöhne. Fürstliche Gehälter - angemessen? Seit
2006 müssen Unternehmen die Höhe ihrer Managerbezüge veröffentlichen. Im Aktiengesetz
heißt es: »Der Aufsichtsrat hat bei der Festsetzung der Gesamtbezüge dafür zu sorgen,
dass die Gesamtbezüge im angemessenem Verhältnis zu den Aufgaben des Vorstandsmitglieds
und zur Lage der Gesellschaft stehen.« Hier eine kleine Auswahl. Was die Manager meinen: Was die Menschen sagen Aus RAN 2/2008 Lobbyisten in Ministerien: LobbyControl
veröffentlicht Liste mit über 100 Fällen Ein Mitarbeiter von Fraport, dem Betreiber
des Frankfurter Flughafens, sitzt im Verkehrsministerium, schreibt an den
Lärmschutzbestimmungen für Flughäfen mit und verhindert ein bundesweites
Nachtflugverbot. Ein Lobbyist der Deutschen Börse AG schreibt mehr als drei Jahre im
Finanzministerium am Gesetzentwurf zur Modernisierung des Investmentwesens mit und trägt
dazu bei, dass die Zwischensteuer bei Investmentfonds
abgeschafft wird. Die Krankenkasse DAK finanziert einen Angestellten, der im
Gesundheitsministerium arbeitet und dort vertrauliche Dokumente zur Gesundheitsreform
kopiert und an seinen Arbeitgeber weiterleitet. Das sind nur einige Beispiele, die zeigen,
wie Lobbyisten von ihrem Schreibtisch in Ministerien profitieren. LobbyControl hat im
Sommer über 100 solcher Fälle recherchiert und im Internet veröffentlicht. Zu Beginn
der Parlamentsferien forderte die Organisation mit einer Aktion in Berlin »Lobbyisten in
die Sommerpause - und dann nach Hause«. Die Presse berichtet breit, und es
entzündet sich eine öffentliche Debatte um diese bisher weitgehend unbekannte Praxis der
direkten Einmischung. Die Forderung von LobbyControl ist klar: Diese »Leihbeamten«
müssen raus aus den Ministerien. Und wenn Abgeordnete und Minister wirklich externen
Sachverstand brauchen und in Anspruch nehmen wollen, muss dies transparent und klar
geregelt sein. www.keine-lobbyisten-in-ministerien.de Stoppt die Vorratsdatenspeicherung Mit Hilfe der über die gesamte
Bevölkerung gespeicherten Daten können Bewegungsprofile erstellt, geschäftliche
Kontakte rekonstruiert und Freundschaftsbeziehungen identifiziert werden. Auch
Rückschlüsse auf den Inhalt der Kommunikation, auf persönliche Interessen und die
Lebenssituation der Kommunizierenden werden möglich. Zugriff auf die Daten erhalten
Polizei, Staatsanwaltschaft und ausländische Staaten, die sich davon eine verbesserte
Strafverfolgung versprechen. Bisher durften
Telekommunikationsanbieter nur die zur Abrechnung erforderlichen Verbindungsdaten
speichern. Dazu gehörten Standortdaten, Internetkennungen und Email-Verbindungsdaten
nicht. Der Kunde konnte verlangen, dass Abrechnungsdaten mit Rechnungsversand gelöscht
werden. Durch die Benutzung von Pauschaltarifen konnte eine Speicherung zudem gänzlich
vermieden werden, was etwa für Journalisten und Beratungsstellen wichtig sein kann. All
diese Mechanismen zum Schutz sensibler Kontakte und Aktivitäten beseitigt die
Vorratsdatenspeicherung. Die Aufzeichnung von
Informationen über die Kommunikation, Bewegung und Mediennutzung jedes Bürgers stellt
die bislang größte Gefahr für unser Recht auf ein selbstbestimmtes und privates Leben
dar. Unter einer
Vorratsdatenspeicherung leiden wir alle: · Eine
Vorratsdatenspeicherung greift unverhältnismäßig in die persönliche Privatsphäre ein.
· Eine
Vorratsdatenspeicherung beeinträchtigt berufliche Aktivitäten (z.B. in den Bereichen
Medizin, Recht, Kirche, Journalismus) ebenso wie politische und · Eine
Vorratsdatenspeicherung verhindert Terrorismus oder Kriminalität nicht. Sie ist unnötig
und kann von Kriminellen leicht umgangen werden. · Eine
Vorratsdatenspeicherung verstößt gegen das Menschenrecht auf Privatsphäre und
informationelle Selbstbestimmung. · Eine
Vorratsdatenspeicherung ist teuer und belastet Wirtschaft und Verbraucher. · Eine
Vorratsdatenspeicherung diskriminiert Nutzer von Telefon, Mobiltelefon und Internet
gegenüber anderen Kommunikationsformen. Dem
Bundesverfassungsgericht wurden am 29. Februar 2008 in Karlsruhe die Vollmachten von über
34.000 Bürgerinnen und Bürgern übergeben, die sich gegen die sechsmonatige Sammlung
ihres Telekommunikations- und Bewegungsverhaltens zur Wehr setzen wollen. Gegen die seit
1. Januar 2008 eingeführte Überwachungsmaßnahme richtet sich damit die größte
Verfassungsbeschwerde in der Geschichte der Bundesrepublik. Die 102 Aktenordner und 12
Umzugskartons füllenden Vollmachten der Beschwerdeführer wurden heute für den Berliner
Anwalt Meinhard Starostik beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Im Anschluss
schlugen Mitglieder des Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung am Platz der Grundrechte in
Karlsruhe symbolisch 17 Thesen zur Verteidigung der Grundrechte in der heutigen Zeit an.
Für verschiedene Grundrechte wurde je eine These angenagelt, beispielsweise Die
Souveränität des Individuums über seine Daten ist die Voraussetzung der Wahrnehmung
seiner Freiheit. Auf weiteren Tafeln waren entgegengesetzte Äußerungen von
Politikern zu lesen, etwa die Aussage der Bundeskanzlerin: Es kann doch keinen Raum
geben, in dem Terroristen sicher sein können, dass sie sich austauschen können, ohne
dass der Staat einen Zugriff hat. Der Arbeitskreis
Vorratsdatenspeicherung erklärt dazu: Wir fordern Regierung und Parlament auf, eine
unabhängige Überprüfung aller seit 1968 beschlossenen Überwachungsgesetze auf ihre
Wirksamkeit und schädlichen Nebenwirkungen hin einzuleiten. Wir fordern außerdem den
sofortigen Stopp neuer Gesetzesvorhaben auf dem Gebiet der inneren Sicherheit, wenn sie
mit weiteren Grundrechtseingriffen verbunden sind. Dazu zählen die Überwachung von
Flugreisenden, das geplante zentrale Melderegister, der biometrische und elektronische
Personalausweis sowie Präventivbefugnisse des Bundeskriminalamts einschließlich
staatlicher Spionage auf Privatcomputern. Anfang Februar hatte
das Bundesverfassungsgericht den Eilantrag auf Aussetzung der gigantischen Datensammlung
zunächst Bundesregierung, Bundestag, Bundesrat und den Länderregierungen zur
Stellungnahme zugeleitet. Dabei fragte das Gericht unter anderem, ob es zutreffe, dass
auch ohne Vorratsdatenspeicherung nur 2% der Abfragen von Verbindungsdaten erfolglos
bleiben. Das Bundesverfassungsgericht will noch im März über den Eilantrag entscheiden. Eine Umfrage des
Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung vom Ende Januar 2008 kommt zu dem Ergebnis, dass
viele Menschen seit Jahresanfang die Nutzung von Telefon, Handy, E-Mail und Internet
vermeiden. In sensiblen Bereichen wie Journalismus und medizinische Beratung hat dies
schwerwiegende Folgen für die Betroffenen. Kontakt und
Information Werner Hülsmann ist
Vorstandsmitglied der Deutschen Vereinigung
für Datenschutz (DVD) e.V. und des Forums
InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) e.V. Dadurch wird es spannend. In Hamburg wird
derzeit eine schwarz-grüne Koalition sondiert. Das wird dann eine neue Machtkonstellation
genannt, die ein tendenziell Fünf-Parteien-System möglich machen sollte. In Hessen wird
eine rot-grüne Minderheitsregierung (mit Duldung der Linken) diskutiert. Bei all diesen Überlegungen liegt die
Haltung der SPD gegenüber LINKE zugrunde, die diese absolut verteufelt und in keiner
Weise mit diesen zusammenarbeiten will. Dabei sind die LINKE doch durchaus
regierungsfähig, wie Berlin und der Osten zeigt. Also spielt die SPD letztlich nur auf
Zeit und hofft, dass die LINKE sich mit der Zeit ebenfalls machthungrig zeigt. So sind die
Diskussionen nur ein Machtspiel und werden den Bürgern und Bürgerinnen keine Lösungen
bringen. Denn Parteien in Regierungen sind schwach und in den Händen der Lobbyisten. Das
wird auch die LINKE zu spüren bekommen, wie einst die Grünen. Änderungen werden keine
kommen. Wenn wir eine Gesellschaft nach den
Grundzügen der sozialen Dreigliederung wollen, wird uns der Parlamentarismus immer
enttäuschen. Eine Zukunft wird sich nur aufzeigen, wenn das Volk mehr Möglichkeiten
bekommt seine Interessen selber wahrzunehmen durch die Vielfalt von direkter
Demokratie. Immerhin gab es in Deutschland nun schon 4500 Bürgerbegehren und
Bürgerentscheide. Jedermensch-Leser wissen, dass ich im politischen Geschehen seit jeher
auf die Organisierung der Menschen in Bürgerinitiativen setze und die eigentlichen
Erfolge in der Politik durch Soziale Bewegungen angestiftet sehe. Daran ändern auch neue
Partien und neue Koalitionen nichts. Dieter Koschek Voraussichtlich im Juni wird die einzige
Volksabstimmung in Europa über die EU-Verfassung, heute EU-Reformvertrag genannt
stattfinden. Während die Verfassung in Frankreich und
in den Niederlanden durch die Menschen abgelehnt wurde, soll dieser Reformvertrag ohne
Beteiligung der Menschen über die Bühne gehen. Dabei soll künftig viel mehr auf
EU-Ebene entschieden werden. Auch wenn ich für eine gemeinsames Europa
bin, kann ich dieses Vorgehen nicht gutheißen. Ein gemeinsames Europa kann nur eines der
Völker sein, nicht eines ihrer Regierungen. Mehr Demokratie e.V. will irische
Initiativen bei der Abstimmung unterstützen. So soll eine unabhängige wöchentliche
Internetsendung dafür sorgen, dass die Abstimmung fair stattfinden kann. Zudem sind
Demonstrationen und Informationen geplant. Dafür fallen Kosten an und Mehr Demokratie
bittet um Spenden. Mehr Demokratie e. V., Jägerwirthstr. 3,
89373 München, 089-8211774, www.mehr-demokratie.de Die Eigentumsfrage neu stellen In diesen Veränderungen liegt für uns die
Chance, einen Schritt weiter zu gehen in der Delegitimierung der aktuellen
Wirtschaftsordnung. Wem gehört was und was darf er damit tun? Das sind Grundfragen an
unsere Wirtschaftsordnung, die wir mit der Eigentumsfrage stärker thematisieren als mit
den bisherigen Attac-Forderungen wie der Tobin-Steuer oder dem gerechten Welthandel.
Zugegeben: Schon im ersten Slogan des Weltsozialforums von Porto Alegre Die Welt ist
keine Ware" schwingt die Eigentumsfrage mit - doch nun haben wir die Chance, diese
stärker zu zuspitzen, sie expliziter zu machen. Grenzen
des Privateigentums
Doch was heißt es inhaltlich, die
Eigentumsfrage neu zu stellen? Wie immer bei Attac wird es darauf keine eindeutige Antwort
geben. Das liegt nicht nur an der Breite des politischen Spektrums, das bei
Attac vertreten ist, sondern gerade auch daran, dass wohl keiner von uns - egal ob
Kommunistin oder Anhänger einer sozial und ökologisch regulierten Mischwirtschaft -
konsistente Alternativen zum bestehenden Wirtschaftsmodell vorstellen kann. Thematisieren
sollten wir jedoch gemeinsam die Frage, wo Grenzen des Privateigentums liegen. Dazu
gehört die Kritik an der Akkumulation von gigantischen Geldvermögen in der Hand einiger
weniger, die vor dem Hintergrund der Armut so vieler keine Legitimation hat, sowie die
Kritik an der fortschreitenden Kommerzialisierung unserer Lebensbereiche und der
künstlichen Schaffung geistigen Eigentums. Auch sollten wir die Fragen danach stellen,
was die Eigentümer eigentlich legitimerweise mit ihrem Eigentum tun dürfen. Dass
profitable Unternehmen geschlossen werden, um zweistellige Renditeerwartungen zu
erfüllen, gehört mit Sicherheit nicht dazu. Die
Eigentumsfrage konkretisieren
Die Kampagne für eine demokratische
Kontrolle der Stromkonzerne macht deutlich, was mit der Eigentumsfrage gemeint ist. Die
vier großen Konzerne E.ON, EnBW, RWE und Vattenfall blockieren mit ihrer gigantischen
ökonomischen Macht jegliche Klimaschutzanstrengungen, wie der Bau von 24 neuen
Kohlekraftwerken beweist. Und ihr Streben nach zweistelligen Renditen erfüllen sie
dadurch, dass sie trotz stagnierender Löhne die Strompreise brutal anheben - letztlich
ist das eine massive Umverteilung von unten nach oben. Hier wird es also Zeit, die
Eigentumsfrage zu stellen: Die Kampagne wird explizit die Zerlegung der vier Konzerne und
ihre Überführung in öffentliches Eigentum fordern ohne jedoch zu vergessen, dass
molochartige Staatskonzerne wie Vattenfall oder der französische Stromkonzerne EN keine
Lösung sind, sondern es um dezentrale Lösungen, die eine wirkliche demokratische
Kontrolle ermöglichen, gehen muss. Ein anderer Ansatzpunkt ist die derzeitige
Scheindebatte um die Manager-Spitzengehälter. Denn nicht die Spitzengehälter der Manager
sind das Problem, sondern die horrenden Renditeerwartungen der Kapitaleigner, die zu einer
massiven Umverteilung von Lohneinkommen zu Kapitaleinkommen führen. In Deutschland leben
mittlerweile 800.000 Millionäre, vier Prozent der Haushalte besitzen 1,3 Billionen Euro
Geldvermögen, die restlichen 96 Prozent 2,4 Billionen Euro, 13,5 Prozent besitzen nichts
oder Schulden. Auch hier gilt es die Eigentumsfrage zu stellen, statt wie bisher den
Prozess durch Steuersenkungen politisch sogar zu beschleunigen. An solchen Debatten wird klar: Die Zeit ist
reif, mit der Thematisierung der Eigentumsfrage ein neues Kapitel in der Delegitimierung
eines Wirtschaftsmodells, das soziale und ökologische Krisen heraufbeschwört,
aufzuschlagen. Attac ist der richtige Akteur, um damit ernsthaft zu beginnen. Stephan Schilling, Attac
Koordinierungskreis Zur Erkenntnissituation der Lebenskräfte Der
Begriff des Feststellens hat es bereits "in sich": Wenn ich etwas
"genau" und "in Ruhe" betrachten will, so muss ich jegliche
Eigenbewegung des Objekts eliminieren, welche zu einer Beobachtungsunschärfe führen
würde. Also fixiert und tötet die analytische Wissenschaft, seziert und filiert die
anatomischen Präparate, zerlegt sie in mikroskopische Feinschnitte und gießt sie in
Kunstharz ein. Eine analytische Pflanzen-, Tier- und Menschenkunde hat man auf diese Weise
hervorgebracht. Sie ist Abbild der reinen rezeptiven Sinneswahrnehmung, bei welcher im
Auge das Bild der belebten Umgebung zunächst erstirbt. So sehr hat man sich an das
Szenario dieser Methodik gewöhnt, dass man es gar nicht mehr infrage stellt und für das
einzig mögliche hält. Was das Leben sei, welches in jeglichem lebendigen Organismus
strömend schafft und wirkt, wird auf diese Weise bis ans Ende bis ans Ende aller Zeiten
unsichtbar bleiben. Denn auf diese Weise bringt der Mensch lediglich ein gewaltiges,
zweifellos hochinteressantes anatomisches Kabinett zustande, aber jegliche Fest-Stellung
bringt ebenso notwendig jegliches Leben um, denn Leben lebt in Atmung, Bewegung,
fortwährenden Wandlungsprozessen. Da man nun doch an Organismen diese Bewegungsvorgänge
wahrnahm, aber das Denken schon erstarrt war, bediente man sich des Analogons der
Maschine, um diese zu "erklären". So
wie Hebel und chemische Kräfte funktionieren, wie Sog und Druck in der mechanischen Welt
eine Wirkung ausüben, so stellte man sich den Menschen vor: Der etwas zu früh
triumphierende Begriff des "Funktionierens" war geboren. So wurde das Auge eine
"Kamera", das Herz zu einer "Pumpe", die Leber zu einer
"chemischen Fabrik", der Darm zu einer "Kanalisation". In tausenden
populärwissenschaftlichen Darstellungen, in Lehrbüchern, Illustrierten und
Wissenschaftsmagazinen, in Filmen und Schautafeln breitete man diese Anschauungsformen
massenhaft aus. Ein geradezu kindliches Vergnügen am mechanischen Primitivdenken
beherrscht bis heute weitgehend das Feld und klammert sich nicht selten in trotzigem
Eigensinn an seine selbstgemachten Vorstellungen. Über solchem Narrenterrain hat die
Wahrheit schlechte Karten, sie prallt an den bockshornigen Dickschädeln ab wie an
hunderten energetisierter Tarnhelme von Nibelungenzwergen. Bereits
zu Ende des 19. Jahrhunderts traten zahlreiche Denker auf, denen tiefgreifende Skrupel
bezüglich des allumfassenden Materialismus kamen, unter ihnen zum Beispiel Emile Boutroux
und sein Schüler Henri Bergson, Charles Peirce, William James, John Ruskin, African Spir,
G.L. Dankmar, Hans Driesch, Ernst Mach, Max Verworn - um nur einige zu nennen. Der
prägnante Satz von dem Nobelpreisträger Bergson ("Schöpferische Entwicklung")
mag symptomatisch und vielsagend dastehen: "Man
begreift, dass durch unser Denken feste Begriffe aus der beweglichen Realität gezogen
werden können; aber es ist durchaus unmöglich, mit der Festigkeit der Begriffe die
Beweglichkeit des Wirklichen zu rekonstruieren." ("Einführung in die
Metaphysik", 1909). Diese
Denker hatten viel zu sagen und stifteten ihre Beiträge zu einer allgemeinen kulturellen
Aufbruchstimmung, die um die Wende zum 20. Jahrhundert und in den Folgejahren Platz griff,
bis sie von den ewig unterbeschäftigten Narren des europäischen Militarismus mit Feuer
und Schwert plattgemacht wurde: "Inter armas tacent musae." Als ob das Treiben
von Stahltrusts und Ölkartellen gottgemacht wäre - vermerkte bitter der tief empfindende
Dankmar in "Die kulturelle Lage Europas" (Leipzig 1905). Die Militaristen
interessierten sich mehr für die Stahlerzeugnisse von Krupp und die neuesten
Waffenentwicklungen als für philosophische Betrachtungen und schafften es mittels zweier
Weltkriege, nahezu jeglichen kulturellen Fortschritt für das 20. Jahrhundert zu
ruinieren. Von daher nimmt es kaum Wunder, wenn dieses 20. Jahrhundert sich geistentleert
weiterhin im stumpfsinnigem Materialismus und Darwinismus erging. Immerhin verschaffte ihm
die Atombombe einen gewissen Respekt vor der Idiotie seines eigenen Zerstörungswahns. So
blieb es dem 21. Jahrhundert vorbehalten, die Schätze der älteren Jahrhundertwende
wieder zu heben, und die Zahl neuer wissenschaftlicher Publikationen, die sich mit den
"ganzheitlichen" Denkern um 1900 neuerdings beschäftigen, ist erstaunlich. So
ist etwa der Tübinger Professor Michael Heidelberger zu nennen, die Luzerner Professorin
Karen Gloy, die Amerikanerin Nancy Cartwright und andere. Das mentale Bollwerk des ebenso
sturen wie puren Materialismus beginnt möglicherweise zu bröckeln. Einen gewissen
Beitrag dazu leistet auch die "Globalisierung", welche zwar eigentlich schon im
19. Jahrhundert stattfand, heute aber weniger in überdrehtem Kolonialgeist als eher in
paritätischer Bereitschaft zum gegenseitigen Zuhören stattfindet. Selbst in China
investierende Firmen müssen sich zuvor mit den kulturellen Gepflogenheiten des Landes
vertraut machen. Erstmals entschuldigte sich auch mit Kevin Rudd ein australischer
Premierminister bei den Aborigines für das ihnen von den Weißen angetane Unrecht. Die
technische Vernetzung führt die sehr inhomogenen Kulturgebiete der Menschheit
unaufhaltsam zusammen, und nun vermerkt auch der Westen noch etwas unbeholfen, dass er in
spiritueller Hinsicht eventuell noch etwas lernen kann. Hawaiianische, thailändische,
chinesische, indische, japanische, philippinische Therapeuten führen fröhlich und
ungehindert ihre Massagen und Wellness-Programme durch, nennen die Lebenskräfte Prana,
Ka, Ki, Chi, Qui und hängen sonderbare Tafeln von ihren Strömungen und Chakren an die
Wand als gäbe es nichts Selbstverständlicheres, und der westliche Patient lässt es sich
wie ein etwas tapsiger und unerfahrener Besucher sonderbarer Stätten ebenso
verständnislos wie schließlich gern gefallen. Nie traten Bildungsdefizite drastischer
auf als in diesem grotesken "Zusammenprall der Kulturen", der weniger nach einem
"Kampf ums Dasein" als nach einem "Kampf gegen die Dummheit" aussieht.
Schon beginnen manche Vertreter farbiger Länder mit postkolonialistisch erstarktem
Selbstbewusstsein den "weißen Mann" in seiner mechanisch beschränkten
Denkweise zu belächeln und Oswald Spenglers Vision vom "Untergang des
Abendlandes" ist zumindest in kultureller Dimension bedenklich nahegerückt. Schon
wollen Länder aus Afrika und auch Indien die Fehler und Umweltsünden der westlichen Welt
nicht mehr nachmachen, und sie tun recht darin. Schon beginnen manche indischen und
pakistanischen Professoren sich mehr für Goethe als für Siemens zu interessieren, und
das Abendland sollte beschämt dastehen aufgrund der Missachtung seiner eigenen
Geistesgrößen. Oder noch besser: Sich ihrer wieder annehmen, wie dies schon einige tun
und z.B. auch Schellings Universalphilosophie wieder ausgraben. "Der geistvolle R.
Steiner" (so G. L. Dankmar) hat schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts, inmitten der
tiefsten Auswirkungen des düstersten Materialismus einerseits, andererseits inmitten
einer unvergleichlichen Aufbruchsstimmung, dem Westen den Anschluss und das Verständnis
für die östlichen Philosophien und Lebenslehren ermöglicht. Auch sein aus zentralem
Universalwissen geschöpftes Werk harrt seiner Entdecker. Wie schon im 19. Jahrhundert ist
nicht wirkliche Wissenschaftlichkeit das Hemmnis vor solcher Rezeption, sondern
schulwissenschaftliche Dogmatik und bequeme Voreingenommenheit. Das 21. Jahrhundert muss
jedoch neben der immer mehr perfektionierten und ausgebreiteten technischen Welt ebenso
eine Welt des verständnisvollen Umganges mit den Lebenskräften kultivieren, welche
Stätten zukunftsfähiger Entwicklung dem technischen Martyrium zur Seite stellt. Dies ist
die letzte Chance des Abendlandes, dessen Untergang ansonsten besiegelt sein
wird. Andreas
Pahl Ein Pionier des ökologischen Bewußtseins Seitdem arbeitete sich Franz Alt
insbesondere in die Umweltproblematik ein und machte sie auf verschiedenen Wegen einer
Öffentlichkeit publik. Seine gewinnende Art findet auch in mehr konservativen Kreisen
Beachtung - und führte bei vielen zu einem Umdenken. Ein neues Buch von ihm trägt den Titel
"Zukunft Erde - Wie wollen wir morgen leben und arbeiten?" Ein Zukunftsblick verdeutlicht, daß die
Ökologie kein Neben- oder Luxusthema ist. Es werden Erdgas, Erdöl und auch Uran in
wenigen Jahrzehnten verbraucht sein. Und auch das Ende von Kohleförderung kündigt sich
bereits an. Damit einher gehen steigende Preise, heftige Verteilungskämpfe bis hin zu
Kriegen und eine zunehmende atmosphärische Belastung. Es ist also einfach vernünftig,
bereits heute auf dezentrale und erneuerbare Energien aus Sonnenkraft, Wind und Wasser,
Erdwärme und nachwachsendes Pflanzenmaterial zu setzen. Eine Umstellung auf gesunde Ernährung
erweist sich als ebenso vernünftig. Franz Alt weist auf den prozentualen Anteil vom
Monatslohn, der für Ernährung ausgegeben wird. Der war noch vor vierzig Jahren weitaus
höher als heute. Da ist eine gewisse Mehraufwendung für ökologische Lebensmittel doch
zu verkraften. Jedenfalls sind die Folgekosten einer ungesunden Lebensweise weitaus
höher. Das gilt für den persönlichen, aber auch im gesellschaftlichen und besonders im
Umweltbereich. Man denke nur an die Nutztiere, denen eine angemessene Lebensweise im
industrialisierten Massenbetrieb vorenthalten wird! Ein weiteres Thema ist unser Umgang mit dem
Wasser. Reines Trinkwasser benötigen wir eigentlich nur in geringen Mengen, verbrauchen
aber ein Vielfaches davon, das dann verschmutzt und aufwendig zu reinigen ist. Dabei gibt
es intelligent gebildete Konstruktionen, wobei Brauchwasser nur leicht aufbereitet noch
für weitere Zwecke zu verwenden ist. (Eine Toilettenspülung benötigt nun wirklich kein
Trinkwasser.) Ebenso ist die Industrie gefragt, nur
solche Stoffe herzustellen, die leicht abbaubar sind und dem Naturkreislauf wieder
übergeben werden können. Das extremste Gegenteil davon sind die radioaktiven
Hinterlassenschaften der Atomwirtschaft. Doch gibt es bereits viele gute Beispiele.
So erwähnt Franz Alt den Freiburger Solararchitekten Rolf Disch, welcher
Plusenergie-Häuser konstruiert und mehrere davon gebaut hat. Es sind Häuser, die noch
Energie übrig haben und ins Stromnetz einspeisen anstatt diese von dort zu entnehmen.
Konsequente Solartechnik und eine geschickte Bauweise machen das möglich. Zum Thema der zukünftigen Arbeit weist
Franz Alt auf die fortgeschrittenen Teilzeitmodelle in Holland sowie auf die Einführung
eines "Sabbat-Jahres" in Dänemark. Dort kann jemand nach einer Anzahl von
Jahren in beruflicher Tätigkeit dann ein Jahr lang bei geringeren Bezügen freinehmen -
und vielleicht einmal ganz anderes ausprobieren. Was wiederum Arbeitsplätze für andere
Menschen ermöglicht, ist damit eventuell auch ein Beginn für neue Ansätze. Eine insgesamt ökologischere Ausrichtung
der Wirtschaft schafft auf jeden Fall eine Vielzahl neuer Arbeitsmöglichkeiten, was
angesichts der heutigen Lage auch hier das einzig Sinnvolle ist. Jürgen Kaminski Ökobäcker und die Münchner Hofpfisterei Das mutige Unterfangen, ohne die zahllosen
Hilfsstoffe der Backmittelindustrie Essbares und Ansehnliches herzustellen, ging zunächst
voll in die Hose. Die Brötchen waren kaum mehr als pralinengroß, die Brezeln
sahen aus wie kranke Würmer - ein Schock für den gestandenen Meister. Ich musste
feststellen, dass ich vom richtigen Backen keine Ahnung hatte", bekennt Maser. Ich
hatte es nie gelernt. Mein ganzes Leben war ich bloß ein Tütenbäcker gewesen. Ich
konnte nur Fertigmischungen in die Rührmaschine kippen. Vom Vater, ebenfalls
Bäckermeister, war kein Beistand zu erwarten. Der konnte auch nicht backen l" Maser experimentierte weiter, besuchte
Fachseminare über Sauerteig, studierte vergilbte Bücher und kam der alten Kunst
allmählich auf die Schliche. Er begriff, dass Sauerteig das beste Backmittel ist und dass
kein noch so narrensicheres lndustriepulver das Brot so wohlschmeckend und haltbar macht
wie er - dieser launische Brei aus Säurebakterien und Hefen, der bis zur Backreife rund
24 Stunden umhegt sein will. Er lernte, dass die lange Gärung im Mehl vorhandene Stoffe
abbaut, die der Verdauung nicht förderlich sind. Echtes Sauerteigbrot, so erkannte Maser,
ist das bekömmlichste und gesündeste Brot überhaupt. Nach eineinhalb Jahren harter Fron zog
Maser schließlich Backwaren aus dem Ofen, die ihn zufrieden machten ganz ohne
Backchemie. - Bald strömten die Kunden sogar von der Schwäbischen Alb und aus Reutlingen
herbei und brachten ein Umsatzplus von 50 Prozent. Weil Masers Kosten durch den Verzicht
auf teure Fertigmehle und Pülverchen deutlich gesunken waren, machte er sogar wieder
kräftig Profit. Während heute in den meisten Bäckereien
dem Teig zwischen Mischen und Backen kaum zwei Stunden Zeit gelassen werden, darf er bei
den Münchnern 24 Stunden gären. Anschließend walken 40 Jahre alte Hubkneter"
gemächlich den Teig - Maschinen, die in anderen Betrieben längst ausgemustert wurden. Der Unterschied zwischen unserem
Backen und dem, was in einer normalen Bäckerei passiert, ist gigantisch, sagt
Bäckermeister Bernd Hoffmann. Jeder Steinofen, in dem der Verkaufsschlager Sonne"
der Vollendung entgegenbrutzelt, hat seine eigene Aufheizzeit und Backtemperatur. Man
muss die Öfen einzeln kennen und über ihre heißen und kühleren Ecken Bescheid wissen.
Zuerst werden sie mit Gasbrennern auf 450 Grad aufgeheizt. Dann lässt man der Wärme
sieben Stunden Zeit, sich gleichmäßig im Schamottgestein zu verteilen. Erst dann kommen
die Brote in die Öfen - wobei die jeweilige Ofentechnik eine große Rolle spielt. Backt
man ein und denselben Teig in unterschiedlichen Öfen, sagt Pfisterei-Sprecher
Friedbert Förster, entsteht ein völlig anderes Brot mit ganz anderen Aromastoffen. Offenbar sind die Ökos die Retter
der deutschen Brotkultur, musste unlängst die Frankfurter Allgemeine"
feststellen. Dem Bempflinger Bäcker Frank Maser je- denfalls hat die Umstellung von Backmittel
auf Naturrein die Existenz gerettet, ihm mehr Arbeit, mehr Umsatz und viel mehr
Spaß" gebracht. Schließlich trug der Verzicht auf die chemischen Hilfsstoffe sogar
Früchte, mit denen Maser nicht gerechnet hatte: Früher kränkelten seine Frau und seine
Tochter häufig, nach Ansicht des Hausarztes wegen der Chemikalien in Backmitteln - heute
sind beide beschwerdefrei. Aus einem Beitrag von Markus Grill und Gerd
Schuster Was sucht ein Ratten-Gen im Salat? Bislang mußten Lebensmittel nur markiert
werden, wenn die veränderte Erbinformation im Endprodukt nachweisbar ist. Bei
hochverarbeiteten Nahrungsmitteln wie Ölen gelingt das Aufspüren manipulierter Gene
nahezu nie, da diese im Laufe der Produktion zerstört oder herausgefiltert werden. Die
neue Verordnung schließt diese Lücke. Ob nachweisbar oder nicht: Sobald Zutaten aus
gentechnisch veränderten Pflanzen ins Lebensmittel gewandert sind, muß gekennzeichnet
werden. Weil die gesetzlichen Regelungen
unzureichend sind, was die Fütterung der Tiere betrifft, landet über diesen Umweg die
Gentechnik doch bei den Verbrauchern. Firmen, die in diesem Ratgeber einen roten Punkt
haben, weigern sich bisher noch, gentechnikfreie Futtermittel für ihre Produkte zu
garantieren. Eine offene Frage: Derzeit ist strittig, ob
Stoffe, die mit Hilfe von gentechnisch veränderten Bakterien oder Hefen hergestellt
werden, wie zum Beispiel Geschmacksverstärker oder Vitamine, auch gekennzeichnet werden
müssen. Bisher mussten sie es nicht. Mehr
Transparenz ist auch hier wünschenswert. Greenpeace setzt sich in erster Linie gegen den
Anbau von Gen-Pflanzen ein. Denn diese werden massenhaft in der Natur freigesetzt und
gefährden die Umwelt. Zusatzstoffe werden hingegen in Fabriken hergestellt und landen zum
Beispiel in Fertigprodukten wie Tütensuppen oder Ketchup. Die Verbraucher haben entschieden: Sie
wollen keine Gentechnik. Drei von Emnid im Oktober 2003 durchgeführte Umfragen
bestätigten erneut, dass die große Mehrheit der Verbraucher in Deutschland Gentechnik
weder in Lebensmitteln, im Tierfutter noch im Saatgut haben will. Diese Ablehnung nehmen
die meisten Lebensmittelhersteller sehr ernst. Die allermeisten vermeiden konsequent alle
Zutaten, die kennzeichnungspflichtig sind. Unternehmen wie Wiesenhof, Ritter Sport, Du
Darfst/ Unilever, tegut, Edeka Nord, Milupa, Hipp, die Neuform Reformhäuser und die
Öko-Hersteller stellen sich ihrer Verantwortung gegenüber Umwelt und Verbrauchern und
vermeiden Gen-Pflanzen auch bei Fütterung von Tieren. Damit trotzen sie dem Diktat der
Gen-Konzerne und großen Teilen der Futtermittelwirtschaft, die Verbrauchern, Landwirten
und Herstellern einreden wollen, dass es hier keine Auswahl geben kann. Auch
Handelsunternehmen wie Aldi, Lidl, Rewe, Metro haben sich hier noch nicht konsequent genug
auf die Seite der Verbraucher gestellt. Immer wieder wird Greenpeace von Herstellern
informiert, dass die übermächtigen Handelshäuser nur die Preise drücken und der
gentechnikfreien Qualität nicht genug Platz im Regal geben wollen. Gentechnik, chemische Spritzmittel und
schlechte Tierhaltung sind in der ökologischen Landwirtschaft tabu. Strenge Kriterien und
Kontrollen gewährleisten, dass der Verbraucherteller gefüllt ist mit Produkten, die gut
schmecken und gesund sind. Sie können ökologisch erzeugte Produkte am Bio-Siegel
erkennen oder an den Zeichen der Anbauverbände wie Bioland, Naturland oder Demeter. Eine
große Auswahl dieser Produkte finden Sie in allen Naturkostläden. Einige Firmen produzieren sowohl
ökologische Produkte als auch konventionelle. Molkereien wie Berchtesgadener Land, die
Andechser Molkerei und die Molkereigenossenschaft Hohenlohe-Franken bieten in großem
Umfang Bio-Produkte an. Überall dort, wo Bio draufsteht, können Sie sich auf
Gentechnikfreiheit verlassen. Aus dem Ratgeber vom
Greenpeace-Einkaufsnetz, D-22745 Hamburg Bisher sind die Patienten zwar meist schon
Besitzer einer elektronisch lesbaren Chipkarte, welche jedoch vor allem der
Identifizierung dient. Was jetzt folgen soll, ist von ganz anderer Machart. Die eCard ist
Teil eines gewaltigen Sytems, mit dem der ganze Gesundheitsbereich zentral erfaßt und
gesteuert werden soll. Im Mittelpunkt des zunächst
deutschlandweiten Netzes befinden sich Großrechner, in denen alles gespeichert sein soll,
was an Aufzeichnungen über irgendeinen Patienten existiert. Diese gab es bisher allein
dezentral in der Praxis des jeweilig verantwortlichen Arztes und waren geschützt durch
das Gebot der ärztlichen Schweigepflicht. Nur in der unmittelbaren Übermittlung wurde
etwas davon beispielsweise an den zugezogenen Facharzt gegeben. Wilfried Deiß schreibt, daß es wichtig
ist, daß dabei der menschliche Bezug maßgeblich beteiligt ist. Auf ihn stützt sich das
Vertrauensverhältnis zum Patienten. Doch mit dem Zentralsystem wird dann an erster Stelle
erstmal der Umgang mit dem Computer treten. Die Einsicht kann nämlich nur erfolgen, wenn
Arzt und Patient ihre Karten beide in ein Gerät gesteckt haben, was eine
Sicherungsmaßnahme sein soll. Jedenfalls ist der Doktor dann zunächst mit der
Entzifferung des Bildschirms befaßt, was ihm vordem ja nicht möglich ist. Kostbare Zeit
geht verloren, während der Patient danebensitzt. (Wie es nach der intensiven
Bildschirmbetrachtung mit der ärztlichen Wahrnehmungs- und Intuitionsfähigkeit bestellt
ist, wäre auch zu fragen.) Der Zugang zum Internet bleibt dann
während der ganzen Behandlung bestehen. Es müssen ja auch Eingaben erfolgen. Ein
untersinnliches Drittes ist also immer mit dabei. Da das System zum globalen Internet mit
dazugehört, ist es auch dessen Risiken ausgeliefert. Das Eindringen von Hackern in
geschützte Bereiche gehört zum Alltag des Systems. Die vertraulichen Patientendaten
genießen schon von daher einen unzureichenden Schutz. Über die Schweigepflicht wacht
nicht mehr nur ein Arzt, sondern der Mechanismus eines Systems. Wilfried Deiß macht ebenfalls darauf
aufmerksam, daß es ein Kontrollbedürfnis bestimmter staatlicher Stellen gibt. Wo man
also gerne Zugriff auf zentral gelagerten Datensammlungen hätte! Es ist bekannt, daß in
mancher Software sogenannte Hintertüren (Backdoors) eingebaut sind, welche ein Eindringen
in das System erlauben. Das geschieht etwa in Erwartung von Gesetzesänderungen, die den
Zugriff dann legal gestatten würden. Von einer sicheren Verwahrung intimer
Aufzeichnungen kann also in Verwirklichung solcher Planung nur sehr eingeschränkt die
Rede sein. Vielmehr wären diese noch anderen Gefahren ausgesetzt. Man stelle sich vor,
was elektronische "Viren" alles anrichten könnnen, sollten sie in ein solches
System gelangen. Oder aus irgendeinem anderen Grund sind die Daten nicht mehr zugänglich,
vielleicht ganz verschwunden. Dann wäre tatsächlich die menschliche Begegnung das einzig
Helfende! Jürgen Kaminski gesundheit aktiv. anthroposophische heilkunst
e.v. Mitglieder des Vereins sind über 8.500
Privatpersonen und etwa 100 Organisationen. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich über
Mitgliedschaften, Abonnements, Spenden und den Verkauf von Broschüren. Zur Realisierung seiner Ziele entwickelte
gesundheit aktiv. anthroposophische heilkunst e.v. drei Tätigkeitsfelder: Bewusstseinsbildung Johannes-Kepler-Str. 56, Schnell stand fest: Da wächst ein Tumor am Eierstock. Ich musste ins Krankenhaus. Für mich kam nur die Filderklinik in Frage. Ich wohnte damals bei meinen Eltern in Mannheim, Stuttgart war nicht so weit. Am Tag nach meinem 20. Geburtstag wurde ich operiert. Die Ärzte haben beide Eierstöcke, die Gebärmutter und ein Stück Dickdarm entfernt. Kurz darauf stand die exakte Diagnose: Ovarialsarkom, ein sehr seltener, sehr aggressiver Tumor. Prognose: miserabel. Es war nicht sicher, ob ich Weihnachten noch erleben würde. Ich hatte die WahI: Chemo- oder Misteltherapie. Zehn Tage lang habe ich nachgedacht. Dann war mir klar: Eine Chemotherapie würde ich nicht überleben. Ende Juli habe ich begonnen, Mistel zu spritzen. Ende August war an der operierten Stelle wieder ein Tumor gewachsen, so groß wie eine Orange. Es war sehr bedrohlich, und ich hatte Angst. Trotzdem habe ich meinen Tagesablauf immer so organisiert, dass irgendetwas Schönes darin vorkam. Ein Jahr lang bestimmten Misteltherapie und Heileurythmie meinen Alltag. Dann zeigten die Computertomogramme: Der Tumor wächst nicht mehr, er kapselt sich ab. Ein gutes Zeichen, denn dann ernährt ihn der Körper nicht mehr. Für mich begann damit ein neues Leben: Ich fing an zu studieren, ich zog zu Hause aus, ich wollte nicht immer mit Samthandschuhen angefasst werden. In den folgenden Jahren ist der Tumor immer weiter eingetrocknet, bis er 1994 ganz verschwunden war. Damit wurde auch das Blutbild wieder normal, und ich spürte einen nie gekannten Energieschub. Ich schrieb meine Diplomarbeit und ich jobbte, um mir eine Reise nach Australien und Neuseeland zu ermöglichen - ein Traum, den ich schon seit dem Abi vor mir herschob. Vier Monate wanderte ich mit dem Rucksack allein durch diese Länder. Damals habe ich die Liebe zum Wandern entdeckt - es ist heute noch meine große Leidenschaft. Seit Februar 1995 arbeite ich als Sozialpädagogin in einem Wohngruppen-Projekt für Behinderte in Hamburg, was mich sehr ausfüllt. Seit 1999 spritze ich keine Mistel mehr. Ich achte auf meine Körpersignale. Wenn ich Verdauungsprobleme habe, weiß ich: Ich brauche Ruhe. Hormone nehme ich keine. Ich fahre viel Fahrrad, ich reise und ich wandere - in den Alpen, im Himalaya, in Zentralasien, wo auch immer. Ich fühle mich gesund und ich bin es auch. Unsere politische und kulturelle Arbeit
haben wir über viele Jahre im wesentlichen aus eigenen Mitteln bezahlen können. Doch
enger werdende Finanzmittel lassen uns nun um ihre Mithilfe durch Spenden bitten.
Jedermensch-LeserInnen unterstützen unsere Arbeit ja seit langem durch erhöhte
Abozahlungen und Spenden. Ohne diese Hilfe würde es die Zeitschrift vermutlich nicht mehr
geben. Dafür ein herzliches Dankeschön. Doch wir sind dringend darauf angewiesen,
mehr Spenden wie bisher zu bekommen, damit sich die Last der ja gleichbleibenden Arbeit
auf mehr Schultern verteilt. Sie können uns gerne mitteilen für welche Arbeit Sie ihre
Spende einsetzen wollen: ·
jedermensch (Aufwandsentschädigungen für Fahrtkosten, Redaktionelle Arbeit u.ä.) ·
Arbeitszeit für Kulturprogramm ·
Kulturprogramm Druck und Versand ·
Referenten und Künstler (Gagen, Fahrtkosten und Spesen) ·
sonstiges Bitte benutzen Sie den beigelegten
Überweisungsträger und geben Sie ein Stichwort an. Der Empfänger diese Spenden ist der
Verein Modell Wasserburg e.V., der auch in der Lage ist, entsprechende
Spendenbescheinigungen auszustellen. Dazu schreiben Sie Ihren Absender deutlich oder
setzen sich mit uns extra in Verbindung. Modell Wasserburg e.V,. Dorfstr. 25, 88142
Wasserburg, Telefon und -fax: 08382-89056 (auch Anrufbeantworter) oder email
eulenspiegel.wasserburg@t-online.de Die immer noch angespannte finanzielle
Situation im Eulenspiegel führte zu zwei Maßnahmen. Zum einen wurden die
Kreditrückzahlungen des Bürgschaftskredites um vier Monate verlängert. Das bedeutet,
das wir in diesem Jahr rund 3500 weniger zurückzahlen müssen, aber der Kredit
nach hinten verlängert wurde und die Bürgen damit vier Monate länger bürgen müssen. Gleichzeitig haben eine verstärkte
Einwerbung von Spenden und Beiträgen vorgesehen. Sollte dies nicht im gewünschten Maß
gelingen, werden wir für 2008 Kürzungen im Kulturbereich vorsehen müssen, um einen
ausgeglichenen Haushalt zu ermöglichen. Dieter Koschek und Günter Edeler werden ihre
Arbeit für den Kulturraum ehrenamtlich verrichten müssen. Gleichzeitig stellen wir das
Erscheinen unseres gedruckten Programms auf viermonatiges Erscheinen um, damit sparen wir
an Druck- und Versandkosten. Zudem gibt es das Programm nicht mehr umsonst, sondern die
Empfänger werden um Kostenbeiträge gebeten. Auch mögliche Honorare und
Kostenerstattungen für Referenten und Künstler sind ohne ihre Unterstützung nur
eingeschränkt möglich.Und für den Zuschuss für das Lay-out des jedermensch
brauchen wir unbedingt Spenden. Mit Hilfe eines zweckgebundenen Kredits und
der Arbeit von Günter Edeler und Klaus Korpiun konnte nun der Dachboden über der Wohnung
im Anbau isoliert werden. Deutlich sichtbar war im Winter bereits der Dämmeffekt, indem
der Schnee auf dem Dach liegen blieb. Dadurch wird der Dachboden besser nutzbar und wir
erhoffen damit mehr Platz für die Archivkisten auf dem Hauptdachboden. Wir haben Zimmer frei. Im Holzhaus, im
ersten Stock, sind nun unsere Mieter wieder ausgezogen, somit haben wir nun die
Möglichkeit ein Zimmerkonzept zu erstellen. Erste Gedanken gehen davon aus, auch das
Büro umzusiedeln, und zwar unters Dach. Dann könnten im Haupthaus zwei Zimmer im ersten
Stock vielleicht als Fremdenzimmer genutzt werden. Aber eine Modernisierung der Zimmer
kostet Geld, das wir derzeit nicht haben. Eine Vermietung im Holzhaus erscheint im Winter
nicht sinnvoll, da die Energiekosten dann zu hoch sind gegenüber einer möglichen
Mieteinnahme. Hier ist die alte und ungedämmte Substanz das Problem. Am 12. Mai 1958 erschien die erste Ausgabe
der Gedrängten Wochenübersicht für Jedermann. Die Situation in Sizilien hat sich
geklärt. Nunzio Taranto hat das Projekt verlassen und lebt zwischenzeitlich in der
Schweiz. Renate Brutschin wird die kleine Kultur- und Begegnungsstätte nahe bei Comiso in
Sizilien vorerst allein weiterführen. Das ist natürlich nicht einfach und auch nicht
gewünscht. Renate hofft auf weitere MitarbeiterInnen, die sich vorstellen können bei
einfachstem Lebensstandart Träume und Ideen zu verwirklichen. Dabei ist neben der
Erhaltung des Landes, den Erfolgen bei den Aufforstung, dem landwirtschaftlichen Arbeiten
(Mandeln- und Olivenanbau) sowie dem Biogarten das Ferienhaus ein wichtiger Standbein. Wer
mithelfen will, das mehr Feriengäste wie bisher nach Case Caro Carrubo kommen, kann bei
uns Prospekte zum Verteilen anfordern, oder gleich einen Urlaub in Sizilien planen. Auch dieses Jahr erscheint auf Initiative
von Dieter Koschek ein Einkaufsführer für die direktvermarktenden Biobauern unserer
Region. Damit soll versucht werden, dass auch kleine Betriebe am Bio-Boom teilnehmen
können. Auch bei starkem Wachstum der Bio-Branche ist festzustellen, das dies meist
zugunsten der Bio-Supermärkte und der normalen Discountern mit ihrer Bio-Linie
geschieht. Aufgrund deren Preisdrucks können die kleineren Familienbetriebe oft nicht
mithalten und sind sogar existenziell bedroht. Das Projekt in Indonesien feierte seinen
10. Geburtstag. Da konnte auch ein langjähriger Traum der Gründerin Ebby Litz in
Erfüllung gehen. Das vegetarische biologische Restaurant, dem der Eulenspiegel in
Wasserburg geistig Pate stand. Aus dem letzten Rundbrief: Das gesamte Ackerland von
über 1600 Quadratmetern ist nun erschlossen und bestellt. Die erste Ernte war
zufriedenstellend und die Bauern pflanzen und ernten fleißig weiter. Aufgrund des
regenreichen Klimas an den Hängen des Vulkans Merapi mussten die Beete teilweise mit
Plastikplanen überdacht werden. Im Gegensatz zur Trockenzeit, gibt es nun zu viel und
nicht zu wenig Wasser. Wie oft: Indonesien, ein Land der Extreme. Dank eurer Hilfe konnten wir für die
kommende Trockenzeit eine Wasserpumpe mitsamt Generator anschaffen, um die Zukunft unseres
Ökologischen Anbauprojektes weiter zu sichern. In Zusammenarbeit mit ihren ehemaligen
Ausbildern erhalten unsere Bauern nun eine sechsmonatige Supervision, in der das, in den
weit entfernten Bergen Boggors erlernte, noch effizienter an den lokalen Anbau-Kontext
angepasst werden soll. Mit den Ernteerträgen wird
selbstverständlich in erster Linie die Milasküche beliefert. Des weiteren gibt es seit
Oktober zweimal die Woche einen Gemüseverkaufsstand am Eingang des Milas sowie auch einen
Vitrinenkühlschrank, in dem das Gemüse während der Restaurant-Öffnungszeiten zum
Verkauf angeboten wird. Wer mehr über das Straßenkinderprojekt in
Yogyakarta wissen will, kann sich an Dieter Koschek/Modell Wasserburg wenden. Die
Mitglieder der Interessensgemeinschaft für Lebensgestaltung bereiten einen 1.Ernährung/Landwirtschaft/Umwelt: 2.Kunst/Kultur: 3.Schule/Bildung: 4.Gesundheitswesen: 5.Wohnen: 6.Neue
Wirtschaftsformen - Neuer Umgang mit Geld und Arbeit: 7.Bürgerbörsen
büros: Ulle
Weber hat die Schwelle des Todes überschritten Rainer Rappmann, für den FIU-Verlag und
den Verein zur Förderung P.S: Ulle Weber war bei der ersten Ausgabe
und folgenden des jedermensch Mitherausgeberin neben Peter Schilinski u.a.
Für zwei Jahrzehnte gingen Peter Schilinski und Ulle Weber gemeinsam durchs Leben. Lia wurde 1951, so erzählte sie, von Peter
Schilinski gefunden. Beim Flugblattverteilen in Rendsburg öffnete sie ihm
eines Tages die Tür. Daraus entstand eine lebenslange Freundschaft und ein gemeinsames
Arbeiten für die Soziale Dreigliederung. Lia war seit 1958 beim jedermensch
dabei und fing gleich an mitzuarbeiten. Die politische Außenrolle lag ihr nicht so sehr,
mehr das Helfen im Hintergrund. Sie tippte und redigierte Peters handschriftlichen Texte,
stand an der Abzugsmaschine, mit der die ersten jedermensch vervielfältigt
wurden. Sie machte die Buchhaltung des jedermensch-Verlages und das machte sie
bis ins Jahr 2005! Dann begann sie sich zurückzuziehen und ihre Angelegenheiten zu
regeln. Sie unterstützte und besuchte lange Jahre das Modell Wasserburg, bis sie es sich
nicht mehr zutraute, den weiten Weg mit ihrem Auto selber zu fahren. Gefahren werden
wollte sie nicht. Sie lehnte mein Angebot, sie abzuholen stets ab. Nicht schroff, aber
sehr diplomatisch. Wenn ich sie besuchte war sie sehr darauf
bedacht, alles fein und gastfreundschaftlich zu gestalten. Als sie das wegen ihrer
Erblindung nicht mehr schaffte, wollte sie auch meinen Besuch nicht mehr. Zumeist haben
wir das aktuelle politische Geschehen diskutiert, etwas, was ihr auch mit Peter Schilinski
sehr gefiel. Claudia Schilinski erzählte mir, das der
jedermensch Winter 2007, der letzte den sie bekommen sollte, Lia sehr bewegte. Sie
strahlte in der Erinnerung an die Zeiten Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre. Lia Maier-Härting starb am 22. Dezember
2007. Dieter Koschek
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