jedermensch
 

Jedermensch

Zeitschrift für soziale Dreigliederung,
neue Lebensformen und Umweltfragen

Frühling 2006 - Nr. 638

Inhalt

Für eine grundlegende Wende in der Energiepolitik
Erklärung zum 20. Jahrestag des Super-GAUs von Tschernobyl am 26. April 2006

Endlager für radioaktive Abfälle in Benken/Schweiz geplant und Lindau sagt NEIN

Verhinderung und Umdenken
Bereits im Vorfeld des Gipfeltreffens zum 60. Gründungsjahr der Vereinten Nationen war deutlich, dass es nicht zum ersehnten großen Wurf kommen würde meint jürgen Kaminski

Weltsozialforum
Ein erstes Resümee von Kerstin Sack von attac

Bauern bekämpfen Terminator
Kampagne "Freie Saat" gestartet: Landwirte setzen sich gegen Monsanto und Co zur Wehr. Die Konzerne entwickeln umstrittene Gensaat - mit "Terminator-Technologie" Nocola Liebert in der tazvom 11.1.2006

Alternativer Waldschadensbericht
Heike Schmidt in der taz vom 26.1.2006

Stopp Bolkestein
Ein langer Protest - auch in Lindau - zeigt Wirkung - meint Dieter Koschek

Naomi Klein - "No Logo!"
Eine besprechung von Andreas Pahl

Achtung aus wirtschaftlicher Befähigung
In ihrer Ausgabe vom 21. November 2005 brachte die "Financial Times Deutschland" einen ganzseitigen Bericht zum Unternehmer Götz Werner. Jüren Kaminski berichtet.

Neue Arbeit - neue Kultur
Über die Ideen von Fritjof Bergmann schreibt Dieter Koschek

Soziale Dreigliederung und freies Geistesleben
Der moderne Mensch hat die alten traditionellen Bindungen mehr oder weniger abgestreift. Er praktiziert freies Geistesleben, völlig unabhängig davon, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht.
Von Peter Schilinski

Unser Leben könnte so wertvoll sein
Alle Lied-Texte sind für eine Gruppe von Kindern geschrieben (fünf Jungs und ein Mädchen) zwischen mittlerweile 11 und 14 Jahren, die in meiner Gemeinde leben und eine Band gründen wollten. Die Band hat sich den Namen "Gimonfu" gegeben. Das ist Japanisch und heißt Fragezeichen.

Bürger gestalten ihre Gemeinden
hofft Barbara Wagner

Vorgeburt und Materialismus
Durch die Anthroposophie, aber auch durch eigene Erfahrungsmöglichkeiten kann der Mensch eine Ahnung bekommen von vorgeburtlichen Lebensentschlüssen meint Andreas Pahl

JOSEPH BEUYS ZUM 20. TODESTAG
von Rainer Rappmann

Was wirkt in den Farben?
untersucht Ernst Georg Haller

Eulenspiegel –Nachrichten
von Dieter Koschek

Sozialpolitische Akademie SPAK 2006
Die Tagungen im Eulenspiegel

Den Beitrag "Die Sprache des Logos" von Anton Kimpfler können Sie nur in der gedruckten Ausgabe lesen.

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Für eine grundlegende Wende in der Energiepolitik

Erklärung zum 20. Jahrestag des Super-GAUs von Tschernobyl am 26. April 2006

Die atomare Katastrophe von Tschernobyl vom 26. April 1986 wurde zum Symbol für eine verfehlte Energiepolitik, deren Gefahrenpotential untragbar ist. Die Folgen des Super-GAUs von Tschernobyl wurden vertuscht, verharmlost, bagatellisiert, verdrängt. Dabei ist der Atomunfall von Tschernobyl für viele Millionen Menschen immer noch hochaktuell: in der Ukraine, Weißrussland, Russland, Polen, aber auch in West- und Nordeuropa. Sie leiden bis heute unter den Folgen der Katastrophe.

Der Atomtod bedroht uns alle: durch Atomkraftwerke und Atomwaffen

Deshalb fordern wir: Atomkraftwerke abschalten!

Tschernobyl 1986 zeigt, dass der Betrieb von Atomkraftwerken ein "Restrisiko" von ungeheurem Ausmaß birgt. Selbst bei den höchsten Sicherheitsstandards besteht das Risiko eines Kernschmelzunfalls, eines GAUs. Doch schon der störungsfreie Normalbetrieb von AKWs bringt

erhebliche Gefahren. So geben AKW, Atommüll-Zwischenlager sowie Atommülltransporte stetig radioaktive Strahlen und Partikel ab, die insbesondere Krebs verursachen und das Erbgut schädigen können. Zudem wächst mit jeder Stunde fortlaufenden Betriebs die Menge an radioaktivem Atommüll, für den es bisher noch auf der gesamten Erde kein geeignetes Endlager gibt. Ein solches muss dafür dienen, den hochgiftigen Atommüll für mehrere hunderttausend Jahre sicher von der Umwelt abgeschottet zu verwahren. Eine weitere ernsthafte Bedrohung besteht in gezielten Terrorattacken auf AKWs.

Die Nutzung der Atomenergie lässt sich weder moralisch noch politisch rechtfertigen. Tschernobyl – das hätte der Anfang vom Ende der Atomenergie sein können. Aber 20 Jahre danach ist der Ausstieg aus der Atomkraft national und international in Frage gestellt. Die Atomlobby führt Klimawandel sowie Verteuerung von Öl und Gas als Argumente an, um

der Atomkraft eine Renaissance zu bereiten. Doch die ohnehin schon viel zu langen Restlaufzeiten für deutsche Atomkraftwerke dürfen nicht verlängert werden. Jeder Tag Atomkraft könnte einer zuviel sein. Deshalb setzen wir uns ein für einen Atomausstieg, der diesen Namen auch verdient.

Atomwaffen abschaffen!

Heute bedrohen uns rund 28.000 Atomwaffen im Besitz von acht oder neun Atomwaffenstaaten. Mit dieser geballten Ladung an Vernichtungskraft kann unsere Erde gleich mehrere Male zerstört werden. Zunehmend bedrohlich wird die Situation noch dadurch, dass in den kommenden Jahren eine Reihe weiterer Länder in den Besitz von Atomwaffen gelangen könnten. Warum sollten sie darauf verzichten, wenn die jetzigen Atomwaffenstaaten keine Abrüstung betreiben? Schon bald könnte deshalb die Zahl der Atommächte auf 20 bis 30 angewachsen sein. Der aktuelle Atomkonflikt mit Iran beweist: Länder die nach Atomwaffen streben, versuchen dies über die Brücke der Atomkraft. Zivile und militärische Nutzung der Atomtechnologie lassen sich nicht sauber von einander trennen und der Ausbau der Atomkraft trägt zwangsläufig zur Verbreitung von Atomwaffen bei.

Das Gedenken am 20. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl mahnt unerbittlich, dass die Welt frei werden muss von Atomkraftwerken und Atomwaffen! Alternativen müssen dringend weiterentwickelt und vor allem konsequent umgesetzt werden. Atomare Abrüstung heißt für Deutschland zuallererst: die noch immer in den US-Stützpunkten Büchel und Ramstein stationierten amerikanischen Atomwaffen müssen umgehend abgezogen werden.

Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung durch die Sonne

Wir setzen uns dafür ein, die fossil-atomare Energiewirtschaft vollständig abzulösen durch konsequente Energie-Einsparung, durch Erhöhung der Energie-Effizienz und vor allem durch die Nutzung eines umfassenden Energiemix aus Erneuerbaren Energien. Der in Deutschland und in anderen Ländern eingeleitete Strukturwandel zu Erneuerbaren Energien muss konsequent fortgesetzt werden.

Eine solche Energiepolitik verhindert die Gefahren, die durch die Atomkraft heraufbeschworen werden. Sie trägt nicht zur Klimakatastrophe und Gesundheitsgefährdung durch die Vergiftung der Umwelt bei. Wer von dezentral erzeugten Erneuerbaren Energien lebt, muss nicht rund um die Welt Kriege führen um knappe Rohstoffe wie Öl, Kohle, Gas und Uran; er liefert kein Futter für den Bau von Atombomben. Der weltweite Wechsel zu dezentral erzeugten Erneuerbaren Energien kann verhindern helfen, dass die Armut durch die Verteuerung des Öls noch mehr steigt. Der weitere Ausbau der Erneuerbaren Energien bringt täglich neue Arbeitsplätze.

Die Nutzung der Erneuerbaren Energien fördert also Frieden und Gerechtigkeit und trägt zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen bei. Es gibt einen Fluchtweg aus dem Treibhaus. Der Krieg gegen die Natur und die Kriege zwischen Staaten können überwunden werden. Kein Kind auf dieser Welt muss in Zukunft verhungern. Eine andere Welt ist möglich!

Diese Anzeigenkampagne ist eine Initiative von Lebenshaus Schwäbische Alb – Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V. + Internationaler Versöhnungsbund, Landesgruppe Baden-Württemberg.
Kontakt: Lebenshaus Schwäbische Alb e.V., Bubenhofenstr. 3, 72501 Gammertingen, E-Mail: info@lebenshaus-alb.de, Internet:http://www.lebenshaus-alb.de
Michael Schmid

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Endlager für radioaktive Abfälle in Benken/Schweiz geplant

Die schweizerische „Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle" (NAGRA) untersucht seit einigen Jahren Möglichkeiten zur Endlagerung von Atommüll aus der Schweiz. Diese Suche konzentriert sich seit geraumer Zeit zunehmend auf den Standort Benken an der Deutsch-Schweizer Grenze. Der Lindauer Bau- und Umweltausschuss hat sich im Dezember 2005 einstimmig gegen diesen Standort ausgesprochen.
Gemäß schweizerischem Kernenergiegesetz müssen die radioaktiven Abfälle von ihren Verursachern so entsorgt werden, dass der dauernde Schutz von Mensch und Umwelt gewährleistet ist. Die Betreiber der Schweizer Kernkraftwerke sowie die Schweizerische Eidgenossenschaft (zuständig für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle aus der Medizin, Industrie und Forschung) haben für diese Aufgabe 1972 die NAGRA gegründet. Sie hat ihren Sitz im schweizerischen Wettingen und beschäftigt ca. 80 Mitarbeiter. Die NAGRA erkundet bereits seit Ende der Siebziger Jahre mögliche Standorte für schwach-, mittel und hochradioaktive Abfälle. Ein Lager für radioaktive Abfälle gilt als Kernanlage. Eine solche Anlage braucht eine Rahmenbewilligung, eine Baubewilligung und eine Betriebsbewilligung. Für die wissenschaftlichen Untersuchungen werden zum Teil zusätzliche Bewilligungen benötigt.
Seit einigen Jahren wird ein möglicher Standort für ein atomares Endlager für mittelund hochradioaktive Abfälle im kleinen Ort Benken, der sich etwa 20 km südlich von Schaffhausen im Kanton Schaffhausen befindet, näher überprüft. In einem so genannten „Entsorgungsnachweis" musste die NAGRA den schweizer Bundesbehörden bereits darlegen, dass eine sichere Entsorgung von radioaktiven Abfällen in einem geologischen Tiefenlager in der Schweiz prinzipiell machbar ist. Die betroffenen Regionen kritisieren allerdings, dass zu wenig alternative Standorte untersucht worden seien, so dass man im Machbarkeitsnachweis eine zu geringe Vergleichsmöglichkeit habe.
Die NAGRA schlug bereits 1993/94 den Wellenberg in Wolfenschiessen, Kanton Nidwalden, als Standort für schwach- und mittelaktive Nuklearabfälle vor. Als Standort für hochradioaktive und langlebig mittelaktive Abfälle fasste sie Benken im Zürcher Weinland ins Auge. Die Stimmberechtigten in Nidwalden sagten im September 2002 „Nein" zu einem Sondierstollen und damit indirekt auch „Nein" zu einem Tiefenlager für nukleare Abfälle im Wellenberg. Daraufhin zog sich die NAGRA vom Standort Wellenberg definitiv zurück. Rund 80 Millionen Schweizer Franken soll die NAGRA damals in das Projekt in Nidwalden investiert haben.

Starker Widerstand in der Bevölkerung

Lindau sagt „Nein"

Gefährdung der Trinkwasserversorgung am Bodensee und am Rhein
Gefährdungen beim Transport der radioaktiven Abfälle
Die Region Benken liegt in einem erdbebengefährdeten Gebiet
Es entstünden drastische Nachteile für die Ferien- und Erholungsregion
Standort-Alternativen wurden bisher nicht ausreichend untersucht

Aufgrund dieser Problematik und der unabsehbaren Folgen für die gesamte Bodenseeregion sprach sich der städtische Bau- und Umweltausschuss am 6. Dezember 2005 einstimmig gegen das geplante Endlager in Benken aus. Außerdem unterstützt die Stadt Lindau die Aktivitäten der unmittelbar betroffenen Landkreise Konstanz, Waldshut und Schwarzwald- Baar, sowie die Bemühungen aller beteiligten Verbände und Bürgerinitiativen mit dem Ziel, den geplanten Bau zu verhindern. Das Land Vorarlberg lehnt ein mögliches nukleares Endlager bei Schaffhausen, rund 100 km von der österreichischen Grenze, ebenfalls ab.

AM/WV

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Verhinderung und Umdenken

Bereits im Vorfeld des Gipfeltreffens zum 60. Gründungsjahr der Vereinten Nationen war deutlich, dass es nicht zum ersehnten großen Wurf kommen würde. Zwar waren die Ziele, das Welt-Gremium in seinen Strukturen mehr an die heutige Weltlage heranzuführen, deutlich formuliert worden. Insbesondere Generalsekretär Kofi Annan zeigte sich da sehr aufgeschlossen, jedoch kam es in letzter Minute zu einem nahezu vollständigen Abbruch jeglicher Konkretisierung.

Monatelang hatte ein diplomatisches Ringen um die neuen Leitsätze stattgefunden. Als dann ein halbwegs befriedigender Kompromiss auf dem Weg war, brachten sich in letzter Woche die Vereinigten Staaten von Amerika ins Spiel. Sie hatten monatelang geschwiegen und verlangten nun für das 36-Seiten-Papier 750 Änderungen. Alle konkreten Handlungsvorgaben sollten wieder herausgenommen, Unliebsames wie die Erwähnung des Internationalen Gerichtshofes oder das Kyoto-Protokoll für Umweltschutzmaßnahmen überhaupt gestrichen werden. Auch die bereits vertraglich zugesicherte Abrüstung der vorhandenen Atomwaffen durfte in diesem Protokoll kein Thema mehr sein.

Ein größerer Versuch zur Demontage einer handlungsfähigen UNO ist wohl kaum denkbar und das Vorhaben wurde auch allgemein als ein Boykott angesehen. Das größte zahlende Mitglied setzte sich schließlich durch und somit gilt der "Erneuerungsgipfel" im Jahre 2005 als gescheitert.

Da waren sicher noch eine ganze Reihe anderer Staaten beteiligt, die im Rücken der Vereinigten Staaten auch ihre Interessen besonders herauskehren wollten. Und auch die deutsche Bundesregierung hatte wohl keine besonders glückliche Hand, als sie eine nötige Veränderung im Sicherheitsrat so verstand, nun selbst darin Platz nehmen zu wollen.

Während also die Vereinigten Staaten einer friedens- und umweltpolitisch aktiven UNO eine Absage erteilten, bedankte sich Präsident George W. Bush artig für die erhaltene Hilfe für die Sturmflutopfer im Raume New Orleans. Bei seiner Rede vor den Vereinten Nationen kam er jedoch schnell auf sein Lieblingsthema zu sprechen, den "Krieg gegen den Terrorismus".

Da hat in den Vereinigten Staaten selbst aber bereits ein Umdenken eingesetzt. Der klägliche Eindruck von der Bewältigung der Katastrophe von New Orleans konnte hier nicht mehr von verbalen Attacken gegen die "Feinde Amerikas" überdeckt werden. Die Kriegsregierung sieht sich nun ganz anderen Bedrohungen gegenüber. Eine sich wilder gebärdende Natur fordert zur Besinnung, was bisher alles im Verhältnis zu ihr falsch gelaufen ist. Und was sich in Zukunft zu ändern habe.

Die Dimension solcher Wirbelstürme macht ebenso deutlich, dass Maßnahmen eines einzelnen Landes zur zukünftigen Verhütung nicht ausreichend sind. Eine internationale Zusammenarbeit, letztlich ein menschheitlich bewusstes Umgehen mit der Natur muss angestrebt werden. Es ist das, wogegen die amerikanische Regierung sich noch am meisten sträubt. Vielleicht deswegen, weil die eigenen diesbezüglichen Sünden besonders groß sind. Das betrifft den weltweit größten Energieverbrauch pro Einwohner, den Auto- und Luftverkehr, wie überhaupt eine allzu einseitige technische Ausrichtung - bis in das Medienwesen hinein. Die ganze Zivilisation hat also eine Korrektur vorzunehmen, die sich gegenüber den eigenen Mitmenschen wie auch zur Natur hin versöhnlicher zeigt.

Jürgen Kaminski

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Weltsozialforum

Ein erstes Resümee

Zum ersten Mal fand ein dezentrales Sozialforum statt. In Bamaoko war die Teilnahme gering,  das von Pakistan wurde verschoben.  In Venezuela sollen 70.000 ausländische Teilnehmerinnen gewesen sein und eine große Anzahl von  TeilnehmerInnen aus Venezuela.

Das Wichtige beim diesjährigen Forum ist die Aufbruchstimmung in Lateinamerika, die  zuletzt mit der Wahl von Evo Morales zum Präsidenten ein weiteres Mosaik in die mögliche  Veränderung in Lateinamerika bedeutet. Vielleicht bedeutet dieses Sozialforum eine Zäsur. Es  gibt einige, die darauf drängen, wie zum Beispiel Bernard Cassen von Attac Frankreich, dass die Sozialen Bewegungen in einen Dialog mit den Regierungen und der Politik treten sollen. Andere wiederum, und natürlich auch innerhalb von Attac, lehnen dies strikt ab.

Vor allem in Lateinamerika scheint das Anliegen von Chavez, dass die Sozialen Bewegungen mit  den fortschrittlichen Regierungen in einen Dialog zu treten und eine "Antiimperialistische Front"  zu bilden haben, auf offene Ohren zu stoßen, bzw. gibt es diese Zusammenarbeit schon. Verstärkt  wird dies dadurch, dass Leute wie Evo Morales, einer der Mitbegründer des Weltsozialforums,  jetzt Regierung ist, und es für viele nicht logisch wäre, wenn er deshalb nicht mehr am WSF  teilnehmen würde. Diese weitere Strategie des Sozialforums muss diskutiert werden und kann  nur im Konsens entschieden werden. Alles andere würde zur Spaltung des Sozialforums führen.

Einen weiteren Impuls kann von dem Forum ausgehen, was die Diskussion von Alternativen  betrifft. Angefangen von neuen Ansätzen des Handels (ALBA) bis hin zur Diskussion des  Sozialismus, sind hier Diskussionen auf einer breiteren Ebene geführt worden, als dies sonst der Fall ist. Ob diese Diskussionen auch in Europa eine Rolle spielen werden kann man im Moment nicht sagen. Aber in Lateinamerika scheint diese Diskussion auf der Tagesordnung zu stehen.

Für Attac war das weltweite Treffen von Attac ein qualitativer Schritt, bei dem ein koordinierteres Vorgehen auf dem nächsten WSF geplant wurde und auch der Austausch zwischen Lateinamerika und Europa über Themen wie das Verhältnis von EU- und Mercosur, aber auch die Alternativen wie das Konzept der ALBA diskutiert werden sollen. Ein konkreter Anlass ist das Treffen der Minister und Staatspräsidenten der EU- und MERCOSUR-Länder im Mai in Wien, in dessen Zusammenhang ein internationaler Gegengipfel stattfinden soll.

Positiv kann festgestellt werden, dass es eine vertiefende Vernetzung und eine Kontinuität der Diskussion und Vernetzung gibt. Aber nicht zuletzt hat das Forum eine motivierende Wirkung, was vor allem mit der rasanten Entwicklung in Lateinamerika zu erklären ist, die eine Hoffnung nährt: Eine andere Welt ist möglich.

Die Indigenas

Wo immer sie auftreten oder Bolivien erwähnt wird, die indigenen Vertreter können mit viel Beifall und Sympathie rechnen. "La Blanca" aus Equador begann ihre Rede in ihrer eigenen Sprache. Das Publikum war irritiert, da es keine Übersetzung gab. Nach kurzer Zeit die Erlösung, Gelächter, Beifall: ahoara en espanol - jetzt in Spanisch. Sie warnte davor zu glauben, dass durch eine Regierungsübernahme auch die Macht errungen sei, das zu tun, was man möchte. "Wir müssen die Macht der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds brechen." Ihrer Meinung nach liege in der Ökonomie der Indigenas die Grundlage für die Ökonomie der Zukunft. In ihrer Sprache nannte sie Begriffe, die sie übersetzte.

"El troque" - Austausch als Grundlage des Handels, so wie Cuba und Venezuela Öl gegen Lehrer und Ärzte tauschen.

Solidarität, gegenseitige Hilfe, kollektive Formen sind die Grundlagen der Zukunft. ALBA, das Konzept für eine Alternative zur neoliberalen Handelspolitik sei ein guter Ansatz.

Partizipative Demokratie statt repräsentative Demokratie. Immer wieder wird festgestellt, dass das traditionelle Parteiensystem in der Krise ist und neue Formen der Demokratie entwickelt werden müssen. Das bedeutet, dass nicht die Parlamentarier allein Entscheidungen treffen, sondern die gesellschaftlichen Gruppen in die Gestaltung der Gesellschaft einbezogen werden müssen. Nur das kann verhindern, das eine Politik an den Interessen der Bevölkerung vorbei gemacht wird.

Wer hätte vor drei Jahren gedacht, dass Evo Morales heute Präsident ist? Eine wichtige Frage, die auch die Zukunft des Sozialforums betrifft und vor allem in Lateinamerika von großer Bedeutung ist, ist die Frage zur Zukunft des Sozialforums. Soll dort in Zukunft, wie von einigen vorgeschlagen, ein Dialog stattfinden von Sozialen Bewegungen und Parteien/Regierungen, oder soll es dabei bleiben, dass es ein Ort des Austausches der Sozialen Bewegungen ist? Hier sind die Meinungen nicht einheitlich und müssen in den jeweiligen Ländern diskutiert werden.

Kerstin Sack von attac 

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Bauern bekämpfen Terminator

Kampagne "Freie Saat" gestartet: Landwirte setzen sich gegen Monsanto und Co zur Wehr. Die Konzerne entwickeln umstrittene Gensaat - mit "Terminator-Technologie"

Saatgut ist ein Riesengeschäft: Weltweit setzen Saatgutkonzerne damit jedes Jahr rund 30 Milliarden US-Dollar um. Die Bauern müssen dafür zahlen. Sie müssen Konzernen wie Monsanto für patentiertes Saatgut jährliche Lizenzgebühren zahlen oder jedes Jahr ganz neues Saatgut teuer einkaufen. Letzteres ist für die Konzerne viel einfacher und lukrativer. Mit einem gentechnischen Trick wollen sie künftig steriles Saatgut herstellen. Weil die Bauern Getreide, Raps oder andere Ackerpflanzen dann nicht mehr selbst vermehren können, bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als den Konzernen das Saatgut abzukaufen.

Gegen diese so genannte Terminator-Technologie regt sich nun aber Protest. Gestern hoben mehr als 30 deutsche Verbände - darunter der BUND, die Globalisierungskritiker von Attac und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) - eine neue Kampagne namens "Freie Saat" aus der Taufe.

Um die Vermehrung des Saatguts durch die Bauern zu verhindern, bauen die Biotechnologen den Pflanzen ein Selbstmordgen ein. Die reife Pflanze produziert ein Gift, das den Keim abtötet. Nachkommen können nicht mehr entstehen. Dann kann es zum Beispiel nicht mehr passieren, dass brasilianische Farmer genmanipuliertes Saatgut schwarz aus Argentinien einführen und es anschließend selbst vermehren - ohne dass die Saatgutkonzerne einen Cent dafür sehen. Nach Informationen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) arbeiten alle große Pflanzentechnologiekonzerne, darunter auch Syngenta, Bayer und BASF, an der unfruchtbaren Pflanze.

"Wir betrachten die Terminator-Technologie als fundamentalen Angriff auf das jahrhundertealte Recht, Saatgut selbst zu vermehren", sagte gestern AbL-Geschäftsführer Georg Janssen. Weltweit vermehren nach Angaben der AbL Bauern nach wie vor 80 Prozent ihres Saatguts selbst und kaufen nur 20 Prozent von den Konzernen. Und Rudolf Buntzel vom Evangelischen Entwicklungsdienst befürchtet dramatische Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern. Die Bauern wüssten oft gar nicht, auf was sie sich einlassen, wenn sie genmanipuliertes Saatgut erwerben. Im folgenden Jahr könnten sie dann vor Äckern stehen, auf denen kein Saatkorn mehr aufgegangen ist.

Die Befürworter der Technologie argumentieren, sie diene der biologischen Sicherheit. Sie verhindere nämlich, dass fremde Gene aus genmanipulierten Pflanzen auf andere Pflanzen übertragen werden, erklärt zum Beispiel das US-Saatgutunternehmens Delta & Pine Land in einer Werbebroschüre. Für ein vorgeschobenes Argument hält das die BUND-Agrarexpertin Heike Moldenhauer. Denn der Pollenflug werde durch das Terminator-Gen ja überhaupt nicht unterbunden und damit auch nicht die Möglichkeit der Auskreuzung.

Noch ist die Terminator-Technologie international im Rahmen der Biodiversitäts-Konvention der Vereinten Nationen geächtet. Im Jahr 2000 beschlossen die Vertragsstaaten ein nicht bindendes Moratorium. Doch die großen Agrarexportnationen, Kanada, Australien und Neuseeland, kämpfen für die Aufhebung des Moratoriums. Im März, wenn die Nachfolgekonferenz der Vertragsstaaten im brasilianischen Cartagena zusammentritt, wird dieses Thema erneut auf die Tagesordnung kommen.

Ein Ziel der Kampagne Freie Saat: die neue Bundesregierung, die noch keine eindeutige Haltung zu diesem Thema hat, auf eine Verlängerung des Moratoriums und ein Verbot der Technologie in Deutschland einzuschwören.

Nicola Liebert taz vom 11.1.2006,

www.freie-saat.de

Im Eulenspiegel fand dazu ein Filmabend „Leben außer Kontrolle" , veranstaltet von dem Grünen Kreisverband Lindau statt.

Am 10.und 11. März findet in Bregenz am Bodensee eine Konferenz der Länder übergreifenden Gentechnikfreien Regionen statt.

www.gentechnikfreie-regionen.de

www.gentechnikfreie-bodenseeregion.org

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Alternativer Waldschadensbericht

Um den deutschen Wald steht es sicherlich nicht zum Besten. Weltweit sind die Probleme jedoch noch größer - und Deutschland trägt kräftig zum internationalen Waldsterben bei. 590.000 Hektar Wald werden jährlich weltweit für deutsche Papier- und Zellstoffimporte gerodet, wie die Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen schätzt. Diese Fläche ist doppelt so groß wie das Saarland.

Das in Deutschland verbrauchte Papier und der für die Papierproduktion eingesetzte Zellstoff stammen aus 130 Ländern, nur sechs Prozent des Zellstoffs stammen aus deutschen Wäldern. Die Schäden, die Deutschland an den Bäumen in anderen Ländern der Erde hervorruft, gehen in den Waldschadensbericht der Bundesregierung aber nicht mit ein. Diese Lücke will der "Alternative Waldschadensbericht" von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation "urgewald" und der Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz (ARA) schließen. Der in diesem Jahr erstmals herausgegebene Bericht beschreibt die weltweiten Folgen des deutschen Papierkonsums und der deutschen Politik und stellt Forderungen an Verbraucher und Entscheider.

"Jeder Deutsche verbraucht 235 kg Papier im Jahr. Damit ist Deutschland der weltweit viertgrößte Papierverbraucher", sagt Lydia Bartz, Waldreferentin von urgewald. Der hohe Verbrauch ist Hauptkritikpunkt des alternativen Waldschadensberichts, denn er habe weitreichende Folgen. Die Produktion von Papier sei für 50 Prozent der weltweiten Abholzung verantwortlich. Zudem würden funktionierende Ökosysteme insbesondere in südlichen Ländern durch Zellstoff-Monokulturen ersetzt. Die so genanten grünen Wüsten böten der heimischen Pflanzen- und Tierwelt keinen Lebensraum mehr. Auch die Bevölkerung werde bei der Plantagenplanung oft übergangen und ihres Lebensraums beraubt.

Die Umweltschützer fordern deshalb von Privathaushalten und Großverbrauchern, ihren Papierkonsum um 50 Prozent zu verringern. Außerdem sollte Recyclingpapier stärker genutzt werden. "Seit dem Recyclingpapierboom Ende der Achtzigerjahre ist der Verbrauch bis zum Jahr 2002 um 80 Prozent zurückgegangen", sagt Jürgen Wolters von ARA. "Wir sind zwar Weltmeister im Sammeln, aber nicht im Nutzen." Auch die Industrie sieht er in der Pflicht. Zellstoff sollte nicht mehr von Plantagen bezogen werden, die sozial oder ökologisch bedenklich wirtschaften. Außerdem sollte der Altpapiereinsatz, der in der deutschen Papierindustrie heute bei 65 Prozent liegt, weiter gesteigert werden.

Heike Schmidt, taz vom 25.1.2006

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Stopp Bolkestein

Ein langer Protest - auch in Lindau - zeigt Wirkung. Bereits im März 2005 demonstrierten 50 LindauerInnen gegen die EU-Dienstleistungs-Richtlinie und am Abend fand ein Vortrag dazu statt. Im Oktober 2005 fand auf dem Lindauer Rathausplatz ein Infostand von attac und der Linkspartei statt.

Zur anstehenden Entscheidung des EU-Parlaments mobilisierte attac-Lindau mit einer Podiumsdiskussion und der Teilnahme an der Demonstration in Straßbourg am 11.2.2006. An drei Großdemonstrationen nahmen insgesamt 75 Tausend Menschen teil. Dieser anhaltende Protest zeigte Wirkung: Im EU-Parlament kam ein Kompromissvorschlag zur Abstimmung, der die Richtlinie entschärfte. Dieser fand nun eine große Mehrheit der Konservativen und sozialdemokratischen Kräfte im Parlament.

Dies ist ein Sieg gegen den neoliberalen Durchmarsch im Markt Europa. Auch wenn die Lobbyisten sich Hintertürchen offen lassen und wässrige Definitionen viel Rechtsstreit provozieren, ist doch erst mal das umstrittene Herkunftslandprinzip entschärft.

Nach dem Herkunftslandprinzip dürften alle Dienst-leister zu den Bedingungen ihrer Länder in ganz Europa ihre Dienstleistungen anbieten. Dies ist nun eingeschränkt, es gelten weiterhin die Standarts des Landes in dem die Dienstleistung angeboten wird. Damit wurde ein Sozialdumping auf Kosten der Umweltstandarts verhindert.

Doch wir bleiben wachsam, denn den Politikern vertrauen heißt verlieren.

Dieter Koschek

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Naomi Klein - "No Logo!"

Die Journalistin Naomi Klein wurde 1971 in Toronto/ Kanada geboren, ihr 500-Seiten-Opus "No Logo!" wurde schon als "Bibel der Globalisierungskritiker" bezeichnet. In vier Hauptteilen "No Space", "No Choice", "No Jobs", "No Logo" werden die Folgen moderner Markenpolitik und ihrer globalen Marketingtechniken untersucht.

"No Space" (kein Raum) betrachtet dabei den Verlust an freiem Raum, der nicht durch Markenambleme konditioniert und tapeziert wird. Dabei geht es nicht mehr nur um äußeren, z.B. städtischen Raum: "Der Raum-verlust findet im Innern des Individuums statt, und es wird kein realer, sondern mentaler Raum kolonisiert." Image-Werbung verspricht Zugehörigkeit und "Lifestyle" der Adepten, welchen sie durch Produktkonsum käuflich erwerben können. Untersucht wird dabei u.a. an etlichen Beispielen das schamlose Vordringen von Markenfirmen selbst auf Schulhöfe und ins Innere der Klassenzimmer. -

"No Choice" beschreibt den Verlust der Wahlmöglichkeiten des Verbrauchers. Er findet "an verschiedenen Fronten gleichzeitig statt. Er geschieht auf struktureller Ebene in Form von Fusionen, Aufkäufen und Unternehmenssynergien. Er ist auf lokaler Ebene zu beobachten, wenn eine Hand voll Supermarken ihre enormen Barreserven zur Verdrängung kleiner und unabhängiger Geschäfte nutzt. Und er vollzieht sich auf rechtlicher Ebene, wenn Unternehmen aus Unterhaltungs- und Konsumgüterbranche Verleumdungs- und Warenzeichenklagen dazu benutzen, jeden zu jagen, der einem Produkt... seinen eigenen Stempel aufdrücken will." Das Kapitel gibt einen Überblick der Fusionen und Trustbildungen der letzten 20-30 Jahre vor allem in den Medienmärkten und Warenhausketten. In "No Jobs" wird die Auswirkung des "Branding" (der Name rührt von den Brandeisen amerikanischer Viehzüchter her) auf den Arbeitsmarkt an etlichen Fallbeispielen beschrieben: "Produkte werden in der Fabrik hergestellt, aber Marken werden im Kopf gemacht." Dies hat weltweit zur Auslagerung von Produktionsstätten geführt, ein Trend, der die gegenwärtige Binnenarbeitslosigkeit weiter steigen lässt. Produkten aus Sublieferanten und Billiglohnländern wird lediglich noch der Stempel, das Markenbranding aufgedrückt. Der Hauptetat der Firmen geht dafür in kostspieligen Aufbau von Image- und Werbemythen, die den in der öde des Materialismus aufgezogenen Menschen seelenbefriedigende Ersatzinhalte geben sollen. Die Werbeetats von Firmen wie Walt Disney oder McDonalds haben dabei schon Ende der 90er Jahre die Milliardengrenze überschritten (und damit das Bruttosozialprodukt mancher Kleinstaaten).

"No Logo" oder "Staatsbürgerkunst": Dieses Kapitel widmet sich Ansätzen zur "Rückeroberung des öffentlichen Raumes", der vorher als belegt von Werbestrategen geschildert wurde. Vor allem in den USA hat sich durch avantgardistische Künstler das "Culture-Jamming" ausgebreitet, welches Werbeplakate und andere optische Eindringlinge "kreativ umfunktioniert". (Seit einiger Zeit praktiziert dies auch das "Greenpeace-Magazin" mit seiner Rückseite.) "Ein guter Jam ist eine Röntgenaufnahme des unbewussten Gehalts einer Werbekampagne." So wurde z.B. ein Werbeplakat für Exxon zur Desillusionierung umfunktioniert: "Shit happens" (so was passiert eben) konnten Tausende von Berufspendlern nach der Exxon-Valdez-Havarie "auf zwei turmhohen Reklametafeln in San Francisco lesen."

Persönliche Anmerkungen, Ausblicke auf Alternativen, Subversionsmöglichkeiten, Rückblicke auf Kolonialsünden, ein umfangreiches Quellenregister und Tabellen ergänzen den gehaltvollen Band.

A. P.

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Achtung aus wirtschaftlicher Befähigung

In ihrer Ausgabe vom 21. November 2005 brachte die "Financial Times Deutschland" einen ganzseitigen Bericht zum Unternehmer Götz Werner. Es gab eine durchweg lobende Betrachtung dieses erfolgreichen Geschäftsmannes, Chef von über 1600 Drogeriemärkten in 9 Ländern mit 23 000 Angestellten und einer jährlichen Zuwachsrate "im zweistelligen Bereich".

Dabei wird das Bemühen um eine hohe Kompetenz und Selbständigkeit der Mitarbeiter, der stattlichen Zahl neuer Auszubildender und die anerkannt große Kundenzufriedenheit erwähnt sowie auch, dass Götz Werner "bekennender Anthroposoph" ist, der seine "Firmenphilosophie ... an den Anthroposophie-Gründer Rudolf Steiner angelehnt hat".

Man erfährt von verschiedenen sozialen Engagements des Unternehmers und der Professur an der Universität Karlsruhe, wo Götz Werner "Unternehmertum" lehrt. Insbesondere sind es aber doch jene Denkanstöße, die in letzter Zeit publik geworden sind, welche das Interesse wecken. Dabei geht es überhaupt um das Verhältnis von Wirtschaft, Gesellschaft und Staat.

Es kann nicht Aufgabe der Wirtschaft sein, für "Vollbeschäftigung" zu sorgen. Es geht um immer besser zu organisierende Produktion und effizienten Handel. Das leistet die Wirtschaft zusehends. Wir haben einen Überschuss an Gütern. Was fehlt ist eine gleichmäßigere Aufteilung der Konsummöglichkeiten. Dafür zu sorgen, gehört eigentlich auch zu den Wirtschaftsaufgaben dazu.

Die Arbeitsbeteiligung als einzige Konsumberechtigung zu werten, ist heute weniger denn je möglich. Weder junge noch alte noch kranke Menschen wären dazu in der Lage. Welchen Wert hätte dann etwa die Kindererziehung? Außerdem sind wir weit davon entfernt, die verbliebene Arbeit einigermaßen gerecht zu verteilen, was zu wesentlich kürzeren Arbeitszeiten führen müsste.

So haben wir eine "Sockelarbeitslosigkeit", die nicht wegzudiskutieren ist und eine "Produktivitätssättigung", so dass die Lösung durch erhofftes "Wirtschaftswachstum" wohl nicht kommen wird.

Um eine gerechte Konsumbeteiligung zu ermöglichen, schlägt Götz Werner ein Grundeinkommen vor, das die Grundbedürfnisse befriedigen kann. Dieses Grundgehalt wird vom Arbeitseinkommen abgezogen, wodurch dem Betrieb wesentliche Summen erspart bleiben. Die Anstellung weiterer Menschen ließe sich viel leichter finanzieren.

Außerdem wird der Staat noch von einer riesigen Last befreit, weil als einzige Steuer eine Ausgabensteuer, die Mehrwertsteuer, vorgesehen ist. Diese würde etwa das Volumen der diversen heutigen Steuern, zusam-mengefasst, haben und müsste noch nicht einmal vom Staat verwaltet werden. Götz Werner schlägt an anderer Stelle neue Einrichtungen vor, die wirtschaftliche Finanzverteilungen vornehmen könnten und an der Schnittstelle von Wirtschaft und Gesellschaft angesiedelt wären.

Rudolf Steiner hatte dazu den Vorschlag von "Assoziationen" gemacht, in denen Produzenten, Händler und Konsumenten erst zu stimmigen Urteilen gelangen könnten. Diese hätten auf jeden Fall einen beruhigenden Einfluss auf ein zu umtriebiges Wirtschaftsgebaren, würden regionale Sicherheiten vermitteln und gerade eine ortsnahe Wirtschaft weiterhin ermöglichen.

Dass die Menschen sich mit dem Grundgehalt nur auf die faule Haut legen würden, glaubt Götz Werner nicht. Es gibt ein elementares Bedürfnis nach sinnvoller Betätigung. Unbeliebte Arbeiten müssten dann nur besser entlohnt werden. Das eigentliche Problem sieht er jedoch nicht auf dem Gebiete der Wirtschaft. Dort hätten die Menschen nur noch wenige Zeit zu verbringen. Was ansteht, ist eine kulturelle Aufgabe, die Menschen in schöpferische Verhältnisse zu bringen, so dass an Stelle innerer Leere eine reiche Betätigung treten kann.

Auch dafür gibt es praktische Schritte im eigenen Betriebsbereich. Jedes Jahr schickt er seine "Lernlinge" für eine Woche zu einem Theater-Workshop. Das sei wichtig für die Persönlichkeitsbildung. "Wenn die ihren 'Faust' aufführen, begegnet ihnen der Filialleiter mit großem Respekt, weil der sich das womöglich selber nicht trauen würde, und sie gewinnen viel Selbstbewusstsein."

Jürgen Kaminski

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Neue Arbeit - neue Kultur

Die Erwerbsarbeitswelt ist tot, die Erwerbsarbeit wird immer weiter abnehmen, die Erwerbsarbeit tötet den Menschen und führt zur Entmündigung, Enttäuschung, Langeweile und „Über sichergehen lassen" wie eine „milde Krankheit": die Erkältung dauert zwei Tage, das halte ich aus. Heute ist Mittwoch und bald Wochenende.

Aus dieser Kurzanalyse der heutigen mitteleuropäischen (aber auch der anderer Industrieländer sowie der etlicher Länder des Südens) Situation der Erwerbsarbeitswelt heraus, bietet Bergmann (ein ev. Pastoren-sohn, geboren in Sachsen, aufgewachsen in Österreich) sein Konzept der „Neuen Arbeit – Neuen Kultur" an.

Wesentlich ist dabei die Anerkennung der Nicht-Erwerbsarbeit, also der Arbeit, die mensch außerhalb seines Arbeitsplatzes leistet. Bergmann sieht die drei Bereiche von Arbeit

                               - Langweilige Erwerbarbeit (z.B.10 Stunden)

- HTEP Hoch-technologische Eigenproduktion (z.B.10 Stunden)
- Und die Arbeit die du wirklichwirklich tun willst (z.B.20 Stunden)

HTEP

Bedeutet Selbstversorgung auf hohem technischem Niveau und Bergmann präsentierte den Fabricator, ein computergesteuerter Schichter, der hauchdünne Schichten eines jeden Materials nach dem jeweiligen Programm zum Auto, Ersatzteil, Bestandteil, Regal, Glas und was auch immer schichtet und damit entstehen lässt.. Darüber hinaus den Ganzkörperscanner zur Herstellung von maßgeschneiderten Kleidungsstücken in einer Stunde.... Aber er sieht auch den klassischen Bereich der Selbstversorger, die Gärtnerei und die Landwirtschaft, also das was man für sich selber herstellen will.

Frithjof Bergman nennt drei Beispiele aus der Jugendarbeit

1. In Vancouver, Kanada hat er mit „wilden Jugendlichen" ein Projekt begleitet und dabei die FRAGE gestellt, was sie denn wirklichwirklich tun wollen und heraus kam ein Projekt der Herstellung von Bioblöcken aus Holz, die dann auf den Dächer von Vancouver Blumen blühen lassen wollten. Die wollten sie zwar verkaufen, aber wenn ich ihn richtig verstanden habe, war die Konkurrenz der Blumenverkäufer zu groß, so dass die Herstellung und der Handel mit den Bioblöcken (die auch aus recyceltem Plastik hergestellt werden) zum Hauptpunkt wurde

2. In einer Haftanstalt mit inhaftierten Jugendlichen wurden Motorräder aus Motorradbaukästen gebaut

3. Ein weiteres Projekt waren Steckhäuser, „wie Lego, bloß groß".

4. Ein Projekt mit dem Monolithic Dome in Detroit, also der Bau von Häusern, wo eine Gummiblase aufgeblasen wird und mit Beton und ähnlich bespritz wird und getrocknet dann als Dach einer Kuppel stehen bleibt.

Neben der FRAGE war für Bergmann das ZUHÖREN wichtig und das Anbieten von Möglichkeiten.

Daraus ergibt sich für mich die Idee der Projektwerkstatt der 1000 Möglichkeiten von Angeboten. Daraus sollen dann Werkstätten, Experimentierwerkstätten entstehen, in die jede/r gehen kann und Dinge in Eigenproduktion herzustellen vermag.

Wichtig war ebenso die Schule, die nach Bergmann ein Bahnhof mit 1000 Möglichkeiten zu reisen sein sollte. 30 Lehrer für 1 Schüler erschien Bergmann als geeigneter Schlüssel.

Bergmann meinte, dass die Arbeitsagentur Kurse anbieten sollte, die zum „Wirklichwirklichwollen" hinführen sollen und zudem das Land mit „Experimentierwerkstätten" versorgen solle, wie z.B. einen Containerlaster mit einem Fabricator darinnen, also der computergesteuerten Herstellungsmaschine für alles mögliche.

Doch bevor solche Werkstätten installiert werden , muß vorher die nötige Bildungsarbeit passieren. Hier verwies Bergmann auf ein Projektbeispiel an einer Schule in der Nähe von Innsbruck. Weitere Projekte in Österreich gebe es bei Salzburg im Lungau (Fabricator mit Holzstaub), Graz, Wien und z.B. die PermaKultur-Arbeit von Sepp Holzer.

Bergmann sieht eine Aufgabe für das Arbeitsamt, anlässlich der Begrenztheit der Erwerbsarbeitsplätze, in der Förderung der Eigenarbeit. Praktisch sieht er es als einen wichtigen Schritt an, Werkstätten einzurichten, die raffiniert, technisch hochstehend sind, aber auch z.B. vertikale Gärten sein könnten.

In einer solchen Werkstatt müssen Arbeitsanleiter präsent sein, aber auch „Mentoren" zum Einsatz kommen, die die Menschen an die Frage des Wirklichwirklichwollens heranführen. Erst in einem dritten Schritt sei die Möglichkeit der Gründung von Unternehmen denkbar.

Die Entwicklung von Eigenarbeit und der Arbeit, die wir wirklichwirklichwollen, muss total freiwillig sein und benötigt vor allem Geduld, Zeit zum Finden und Gespräche.

Er verweist auf seine Arbeit bei Siemens München, die den Entlassenen ein Arbeitsprogramm von einem Jahr in einer Art Transfer-Gesellschaft ermöglicht.

Eigenproduktion führt zu einem höheren Maß an Selbstversorgung, damit zu mehr Zeit und weniger „blöder Arbeit". Damit werden für Bergmann erst die Möglichkeiten freigesetzt, kulturelle Veränderungen und letztlich eine neue Kultur möglich zu machen

Dieter Koschek

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Soziale Dreigliederung und freies Geistesleben

Der moderne Mensch hat die alten traditionellen Bindungen mehr oder weniger abgestreift. Er praktiziert freies Geistesleben, völlig unabhängig davon, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Wenn die Menschen heute von Freiheit sprechen, so wird im allgemeinen außer Acht gelassen, wohin diese Freiheit gehört und wo sie ihre Grenzen hat. Die soziale Dreigliederung bestimmt den Ort, den Raum, wo geistige Freiheit gilt. Sie hat überall dort ihren Gültigkeitsbereich, wo es sich um Erziehung, um Schule, um Ausbildung in der allerverschiedensten Form handelt. Sie lehnt in der entschiedensten Weise ab, dass in diesen sozialen Raum Kräfte des Staates oder der wirtschaftlichen Macht eindringen können. Alle Formen der Erziehung und des Unterrichtes, der Ausbildung und der Kultur haben allein auf der Grundlage des Menschen oder der Menschen zu stehen, welche diese Einrichtungen in die Welt stellen.

Für die Begründung einer Schule gelten allein die Anschauungen und Methoden, welche von den Menschen gedacht und gewollt sind, welche diese Schule begründen. Hier hat kein staatlicher Einfluss und keine wirtschaftliche Macht auch nur das geringste zu suchen. Was für die Schule gilt, das gilt auch für alle anderen Einrichtungen der Kultur in umfassendem Sinne. Alle anderen Menschen haben die Möglichkeit, eine bestimmte Schule zu wählen, wenn sie mit deren Auffassung und Unterrichtsmethode einverstanden sind. Sind sie es nicht, dann haben sie - zum Beispiel Eltern - die Möglichkeit, einen eigenen Kindergarten oder eine eigene Schule zu begründen.

Die Freiheit der einen, welche eine kulturelle Einrichtung begründet haben, stößt im gesellschaftlichen Leben stets auf die Freiheit der anderen. Wird zum Beispiel eine neue freie Schule begründet, so liegt darin ein freilassendes Angebot. Das Angebot dieser neuen freien Schule kann von Eltern beziehungsweise Schülerinnen und Schülern aufgegriffen werden. Wenn das der Fall ist, dann wird diese neue Schule einfach dadurch eine soziale Existenzberechtigung haben. Finden sich keine Menschen, die sich für diese neue Schule interessieren, dann wird sie sang- und klanglos wieder eingehen. Noch einmal; Was für die Schule gilt, das gilt auch für alle anderen kulturellen Einrichtungen in einem umfassenden Sinne.

Das gleiche gilt auch für sonstige Gruppen. Man kann eine Gruppe gründen mit einem bestimmten Ziel. Andere Menschen haben dann die Möglichkeit, sich dieses Angebot anzusehen und mitzuarbeiten, wenn sie die Ziele der Gruppe bejahen. Jede Gruppe hat nur dann eine soziale Existenzberechtigung, wenn sie von anderen Menschen gewünscht und durch Mitarbeit unterstützt wird. Ist dies nicht der Fall, dann wird sie sich wieder auflösen.

Es ist ein Schlag gegen die von der sozialen Dreigliederung gemeinte geistige Freiheit, wenn der Staat, zum Beispiel durch Finanzierung, eine Schule unterstützt. Er gibt ihr dadurch ein völlig ungerechtfertigtes Vorrecht gegenüber anderen freien Schulen. Dieser Eingriff ist besonders dadurch für die geistige Freiheit tödlich, daß der Staat traditionsgemäß nur solche Schulen finanziert und unterstützt, die sich dem Staat unterordnen und ihn in irgendeiner Weise bejahen. Dadurch wird die schöpferische Entfaltung des Menschen, die allein das Ziel des freien Geisteslebens ist, erdrosselt. Der Mensch kann dann nur noch seine schöpferische Fähigkeit auf der Grundlage der Normen, die vom Staat festgelegt sind, entfalten. Eben darin liegt der Tod für die von der sozialen Dreigliederung gemeinte schöpferische Entfaltung des Menschen durch ein freies Geistesleben.

Der moderne Mensch kritisiert mit Recht die katastrophale Zusammenballung, die sich heute in dem stärk-stens von wirtschaftlichen Mächten dirigierten Staat festgesetzt hat. Er kritisiert, dass auf diese Weise die schöpferische Entfaltung aller Menschen gehindert wird, ja, dass sie bereits in der Wurzel, durch den vom Staat beeinflussten Schulunterricht gebrochen wird. Soll diese katastrophale Macht, die uns alle dirigiert und manipuliert, jemals ernsthaft in Frage gestellt werden, sollen jemals an die Stelle der Manipulation sich frei entfaltende Menschen treten, dann ist dafür die vollkommene Herauslösung alles kulturellen Lebens, vor allem der Erziehung und der Schule, aus den Zwängen des Staates und der Wirtschaft die absolut notwendige Voraussetzung. Die Forderung nach einer vollen Befreiung von Erziehung, Schule und Kultur von allen Zwängen des Staates und der Wirtschaft ist keine idealistische Ideenspielerei. Sie ist eine fundamentale soziale Notwendigkeit dafür, dass im Laufe einer möglichst schnellen Entwicklung an die Stelle der genormten Schülerinnen und Schüler, der genormten Lehrerinnen und Lehrer, der genormten Staatbürgerinnen und Staatsbürger der mehr und mehr sich entfaltende schöpferische Mensch treten kann.

Das Gebiet der Kultur umfasst nicht nur die Erziehung und den Unterricht, Kunst, Literatur. Die Kultur umfasst alles, was zunächst als unsichtbarer Gedanke da ist und das früher oder später als sichtbare Wirklichkeit vor Augen tritt. Die Kultur umfasst auch alle Gedanken, die sichtbar werden, weil sie in Büchern der verschiedensten Art vorkommen. Kultur ist das eigentlich anregende Element allen Lebens. Die absolute Freiheit ist die Bedingung dafür, dass die Anregungen des kulturellen Lebens vielfältig und unerschöpflich sind. Eine Begrenzung der Kultur oder ein Verbot irgendwelcher geistigen Leistungen untergräbt die schöpferische Quelle allen privaten und gesellschaftlichen Lebens. Wirkliche Erstarrung und Fehlleistung sind die Folge davon. Besonders in Diktaturen oder diktaturähnlichen Gesellschaftsformen kann man beobachten, wie verheerend sich direkte oder indirekte Verbote auf geistigem Gebiet für das ganze Leben der Menschheit auswirken. Das Leben der Kultur braucht also als eine Bedingung seine vollkommene Freiheit, wenn es sich belebend auf die einzelnen Menschen und die Gesellschaft auswirken soll.

Auch alle geschriebenen Gesetze und Rechte, die heute in der Praxis angewendet werden, sind ursprünglich Gefühle und Gedanken von Menschen gewesen. Immer sind es Menschen gewesen, die bestimmte Zustände als Unrecht empfunden haben und die sich Gedanken darüber machten, wie dieses Unrecht überwunden werden könnte. So wurde die Sklaverei als Unrecht empfunden und schließlich überwunden. So wurde die Tatsache, dass ganze Menschenmassen elf und vierzehn Stunden arbeiten mussten mit ihren Kindern, schließlich als Unrecht empfunden und durch neue Rechte überwunden. So wurde zunächst von einigen die Vergiftung der Umwelt durch Atomkraftwerke und Radioaktivität als Verbrechen an der Menschheit empfunden, und wir sind heute auf dem Wege, dieses Unrecht durch entsprechende Ideen, die Gesetz werden, zu überwinden. Immer wieder spielte sich der Vorgang ab: Ein Mensch, dessen Herz und Kopf frei geblieben war von Massenbeeinflussungen erkannte etwas als Unrecht, was alle anderen einfach hinnahmen. Er fand Freunde und Gesinnungsgenossen im Laufe sehr kurzer oder sehr langer Zeit, und es gelang, ein vorhandenes Unrecht so schreiend zu machen, dass auch die Geduldigen aufmerksam wurden und sich auf den Weg machten, das schreiende Unrecht durch ein wirksames neues Recht unmöglich zu machen.

Die soziale Dreigliederung geht von der Erfahrung aus, dass sowohl der einzelne Mensch als auch die ganze Menschheit nur gedeihen kann, wenn der Strom der geistigen Freiheit voll entfaltet wird. Ein einziges Wort spricht Bände darüber, in welch ungeheurem Umfang heute auf der ganzen Welt die geistige Freiheit, Kultur eingeengt und der Gefahr nach vernichtet wird. Ich nenne das Wort: Massenbeeinflussung. Die Massen werden in höchstem Grade beeinflusst durch das, was man Massenmedien nennt. Man bildet sich keine eigene Meinung mehr. Eine Meinung, die man als die eigene vertritt, findet sich wieder in unzähligen Massenbeeinflussungsmitteln. Es wird von denen, welche die freie und eigene Meinung nicht wollen, ein weltumspannender Kampf gegen eigene Meinungen geführt, mit allen Mitteln. Aber der schöpferische Mensch, der seine eigene Meinung will und der sie sich selbständig bildet, ist nicht auszurotten. Er richtet sich auf gegen den Strom der Massenbeeinflussung, und er richtet sich umso mehr auf, wie gewaltiger dieser Strom der Massenbeeinflussung wird. Auch hier herrscht das Weltgesetz: An der Gewalt des Bösen wächst das Gute. Der Massenbeeinflussung zum Trotz bilden sich viele gerade heute bewusst ihre eigene Meinung.

Wir brauchen die geistige Freiheit in noch nie dagewesener Fülle, damit wirklich neue Gedanken in ebenfalls noch nie dagewesener Fülle an jeden Menschen herantreten können. Neue Gedanken über neue Rechte, damit neue Rechte an die Stelle von furchtbaren Unrechten treten können, die heute noch massenhaft als gültiges Recht praktiziert werden.

Das wirklich freie Geistesleben ist der schöpferische Urquell aller positiven Veränderungen im einzelnen Menschen und in der Gesellschaft. Wird dieser Quell verstopft, dann erstarrt in kurzer Zeit alles Leben. Das zeigt sich besonders daran: dass immer mehr Menschen eine bestimmte Meinung haben, eine bestimmte Lebensform leben und diejenigen verachten, die nicht so leben wie sie selbst. Aber der Aufbruch ist da. Es gibt auch immer mehr Menschen, die eine eigene Meinung suchen und die an der allgemein gültigen Meinung zweifeln.

Peter Schilinski

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Unser Leben könnte so wertvoll sein

Alle Texte sind für eine Gruppe von Kindern geschrieben (fünf Jungs und ein Mädchen) zwischen mittlerweile 11 und 14 Jahren, die in meiner Gemeinde leben und eine Band gründen wollten. Die Band hat sich den Namen "Gimonfu" gegeben. Das ist Japanisch und heißt Fragezeichen.

"Wir stellen Fragen und setzen ein Zeichen." Warum japanisch? Deutsch war zu langweilig und "Gimonfu" klingt geheimnisvoller, sagen die Kinder. Die Auftritte finden etwa alle zwei bis drei Monate im Rahmen eines von Jugendlichen organisierten evangelischen Gottesdienstes statt. Während der Proben erlebe ich ein totales Chaos, eine Unruhe und Lebendigkeit, die mich manchmal an meine Grenze treibt, aber ist erst der Funke eines neuen Textes übergesprungen, geht alles plötzlich wie von alleine. Im Nu können die Kinder dann alles auswendig (Kinder darf ich sie natürlich nicht mehr nennen) und sind so begeisternd und überzeugend beim Auftritt, dass ich immer staunen muss.

Insbesondere beim Text für den Frieden habe ich versucht, die Gedanken der Kinder mit hineinzuweben.
Christine Harff

 Liebe deinen Nächsten wie dich selbst

(Refrain:) Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!
Was soll das heißen? - lieb' ich mich denn selbst?

Gott hat uns geschaffen, einmalig, das ist klar,
und alle anderen Menschen auch, die sind so wunderbar.
Sich selbst zu lieben heißt nicht, ein Egoist zu sein,
doch sich selbst als Wunder sehn und nicht als Nichts und klein.
Drum wollen wir uns achten, versuchen zu verstehn,die anderen hat auch Gott gemacht, das
müssen wir doch sehn.
(Refrain:) Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!
Was soll das heißen? - lieb' ich mich denn selbst?

Wir haben unsre Hände zum Geben und zum Nehmen,
zum Handeln und zum Helfen, um zärtlich zu sein.
Wir haben unsre Füße zum Stehen und zum Gehen
zum Tanzen, Hüpfen, Springen, um Berge zu erklimmen.
Wir haben unsren Kopf - auch zum Denken soll er sein.
Und wenn wir auch an andre denken, sind wir nie allein.

(Refrain:) Liebe deinen Nächsten wie sich selbst
Was soll das heißen? - lieb' ich mich denn selbst?

Jeder, den wir treffen, ist Teil in Gottes Plan,'
ist wichtig, so wie wir, und sitzt mit uns in einem Kahn.
Drum liebe deinen Nächsten wie dich selber auch,
denn Liebe ist die größte Kraft, die die neue Erde schafft.

(Refrain) Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!
Das soll heißen: "Du bist wunderbar!''

(Februar 2002)

Zukunft

1. Ihr Großen, ihr seid ja so unheimlich gescheit,
ihr hattet zum Lernen ja auch schon viel mehr Zeit.
und das ist auch gut so, denn wen soll'n wir sonst fragen,
wer erklärt uns die Welt und kann uns mal sagen:
Warum die Menschen immer noch Kriege führ’n,
warum kann sie denn immer noch Macht verführ’n?

(Refrain:) Wir bauen miteinander Zukunft
für eine Welt,
in der es ganz so aussieht,
wie es Gott gefällt.
Wir haben Kindheitskräfte.
Zeit für die Wende, Zeit sich zu ändern,
allerhöchste Zeit.
Zeit für den Frieden, Zeit für die Liebe,
allerhöchste Zeit.

2. Von Euch lernen wir es auch, tolerant zu sein.
Also was lebt ihr vor, zieht ein neuer Nachbar ein?
Seid ihr offen und ehrlich, dann können wir es auch sein,
dann urteilen wir später und nicht gleich von vornherein,
denn dieser Fremde ist eine neue Farbe für’s Bild und
unser Weltbild wird dadurch wunderbar bunt.

(Refrain) Wir bauen mit an der Zukunft
für eine Welt,
in der es ganz so aussieht,
wie es Gott gefällt.
Wir haben Kindheitskräfte.
Zeit für die Wende, Zeit sich zu ändern,
allerhöchste Zeit.
Zeit für den Frieden, Zeit für die Liebe,
allerhöchste Zeit.

3. Ihr Großen, ihr habt ja immer soviel zu tun,
ihr hastet umher, oft ohne auszuruhn.
Wann nehmt ihr euch Zeit, die Welt mal zu betrachten,
die Schönheit der Natur und der Menschen zu achten?
Denn was uns reich macht, sind nicht die Dinge und das Geld,
doch Freude, Freunde, Liebe, Gesundheit ist, was zählt.

(Refrain:) Wir bauen miteinander Zukunft
für eine Welt,
in der es ganz so aussieht,
wie es Gott gefällt.
Wir haben Kindheitskräfte.
Zeit für die Wende, Zeit sich zu ändern,
allerhöchste Zeit.
Zeit für den Frieden, Zeit für die Liebe,
allerhöchste Zeit.
(April 2003)

 

Wohin du auch gehst

Getauft wird man j a meistens schon als kleines Kind
und ist ein Christ, doch ihr wisst, dass wir’s nicht sind,
dass man ein Christ nicht einfach so ist,
es zu lernen, zu leben, zu tun man oft vergisst,
jeden Tag, in jeder Tat, nach seinem Rat, das ist die Saat,
die dann aufgeht und wächst; wir sind perplex,
was aus einem Samen alles erwächst.
Ein kleines Körnchen Christus in deiner Seele
macht aus dir den stärksten Menschen, doch ich nicht verhehle,
den Boden bereitet die Familie, später du,
dann kommt es auf dich an, was lässt du zu,
lässt du Christus ein in dein Herz - das ist kein Scherz.
Nimm dir ein Herz und geh' mit ihm voller Mut,
denn wird's gut!

(Refrain:) Wohin Du auch gehst, der Herr ist bei dir.

Wir sind alle Gottes Kinder, die er liebt,
diese Liebe ist die Sonne, die dem Samen Wärme gibt,
Sie in uns dringt, zum Wachsen bringt, ein Ton erklingt und es gelingt,
dass wir wirklich und ehrlich und herrlich starke Menschen sind.
Sein Geist sich in uns senkt, wir sind beschenkt und sind gelenkt,
das zu werden, was sein Sohn uns vorgelebt:
Er bei uns steht, er mit uns geht, er uns belebt und uns bewegt,
uns nie verlässt auch in den Stunden, wo’s nicht so glatt abgeht.
Jeden Sturm übersteh’n wir mit ihm an unsrer Seite,
keine Krankheit, kein Kummer, wo er uns nicht begleitet.
Drum, was kann passieren? - Nimm dein Leben in die Hand
mit ihm an deiner Seite und mit Herz und Verstand!
Lass Christus endlich ein in dein Herz - das ist kein Scherz.
Nimm Dir ein Herz und geh' mit ihm voller Mut,
dann wird's gut!
(September 2003)

Wer denkt an die Kinder

Viele Dinge, die geschehen, können wir noch nicht verstehen,
doch eins ist uns längst klar, sonnenklar, kloßbrühenklar,
dass die Herren, die in den Krieg ziehn, die als Retter der Welt sich sehn,
an alles denken, nur nicht an die Kinder, oh nein,
die sind noch klein, verstehen nichts, schnelles Vergessen, nichts zu essen.
Könn'n sich nicht wehren, sich nicht beschweren, müssen schlucken
soll'n sich nur ducken, nicht mucken, höchstens zucken.
Rücksicht auf Kinder ist im Krieg nicht angesagt.
Und wer hat sie je nach ihrer Meinung gefragt?

(Refrain:)
Wer denkt an die Kinder,
wer denkt da an uns?
Wer hört auf die Kinder?
Wir haben einen Wunsch!

Um Öl geht's, um Kohle, um Zaster und um Geld,
was zählt da schon eines Bauern Feld,
was zählt ein Zubaus’, das jemand aufgebaut hat,
was zählt ein Dorf, was eine Stadt?
In Nullkommanichts ist es zerstört, s' ist unerhört,
ein Menschenleben zählt nichts mehr, da fällt es doch schon schon sehr schwer
zu verstehen, was da dahinter steckt, bis Jetzt hab’ ich’s noch nicht gecheckt.
Wer kann's erklären? Ist hier einer der’s versteht,
und jetzt aufsteht, zu uns hergebt und uns sagt, was hier abgeht?

(Refrain:)
Wer denkt an die Kinder,
wer denkt da an uns?
Wer hört auf die Kinder?
Wir haben einen Wunsch!

Krieg ist schon oft gewesen, drüber kann man Bücher lesen,
hat noch keiner was gebracht, nur wieder neuen Haß entfacht,
neuen Hass und wieder hassen, s’ ist nicht zu fassen, dieses Hassen.
Das ganze soll dann auch noch in Gottes Namen sein,
das sind doch Lügen, die bis zum Himmel schrein.
Ein Krieg ist niemals in Gottes Namen,
denn seine Worte uns mehr als deutlich sagen:
Liebe ist das Ziel, das einzige Ziel, wo’s hingehn soll,
den Nächsten zu achten ist auch schon mal ganz toll.

(Refrain:)
Denkt doch an die Kinder
denkt doch mal an uns.
Hört auf uns, die Kinder,
und achtet unseren Wunsch!

Was ist besser denn als schlagen? - Lieber etwas Neues wagen!
Geht doch aufeinander zu. - Erst mal reden ganz in Ruh!
Wir müssen lernen zu verzeih'n. - Nicht in Hass und Streit entzwei’n.
Der Friede fängt bei jedermann - erst ganz tief im Innern an.
Jedes Kind soll glücklich leben. - Kriege soll's niemals mehr geben.
Wir haben Angst vor jedem Krieg - und uns sind die Menschen lieb.
Wir sagen "Nein!" zu jedem Krieg - Herr, uns bald den Frieden gib.
Unser Lied soll Flügel kriegen - Über alle Grenzen fliegen.
(März 2004)

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Bürger gestalten ihre Gemeinden

„Nichts geht mehr? – Von wegen!" Das war die Überschrift einer Reportage von Ursula Ott und Andreas Herzau. Sie haben Gemeinden in Deutschland besucht, wo „die Bürger nicht mehr auf neue Politiker warten, sondern die Republik selbst ändern" (Brigitte, 15/2005).

Das Gallup-Institut meint, dass die Deutschen Weltmeister im Jammern sind. So begeistert es und birgt Hoffnung, wenn mal öffentlich dargelegt wird, was Bürger zuwege bringen, wenn sie ihre Gemeinden zu „Nestern des Widerstandes wider die allgemeine Depression" machen. Der Soziologe Holger Backhaus-Maul sagt sogar: „Das Volk holt sich seine Aufgabe zurück, je skeptischer es gegenüber der Regierungspolitik ist, desto stärker beteiligt es sich selbst."

Bonn als „eine Stadt im Aufbruch", nachdem die Regierung dort weggezogen war, hat jetzt mehr Geburten als Todesfälle. Bärbel Dieckmann, die Bürgermeisterin, setzt sich speziell für die Ganztagsschule ein und fragte in Kirchengemeinden, ob die zu Schulzeiten leerstehenden Räume mitbenutzt werden können, im Sportverein, ob für die Schüler Essen mitgekocht werden kann, und Literatur-gebildete Frauen, ob sie ein „Leseparadies" in der Grundschule einrichten wollen. So konnte sie die Bürger auch gewinnen, sich selbst für das berühmte Bonner Beethovenfest einzusetzen, das sonst wegen Geldmangels 1993 hätte abgesagt werden müssen.

In Nürtingen wurde bei den Bürgermeisterwahlen der Mann gewählt, der die Bürgerbeteiligung zulässt und alle mitreden und –tun lässt, wenn es um die Gestaltung der Stadt geht. Jetzt gehört es zum guten Ton bei der „Tu-was-Konferenz" dabei zu sein. Nürtingen gilt sogar als „heimliche Hauptstadt des Bürgerengagements".

Eine gemeinsame Idee hatten auch die Bürger von Schalkham, eine der steuerschwächsten Gemeinden in Bayern. Die 1000 Einwohner mit Bürgermeister wollten nicht, dass es „vollends den Bach runter geht" und gewannen mit Umstellung auf Sonnenenergie den „Deutschen Solarpreis". Jetzt sanieren sie gemeinsam ein altes Kloster und wollen den letzten Dorfladen noch retten.

Auch die Not anderswo bringt die Bürger gemeinsam in Schwung, zum Beispiel in Tönisvorst am Niederrhein, wo das Medikamenten-Hilfswerk Medeor entstand. Bis zum Schüler und Karnevalsprinzen machen alle mit und retten gleichzeitig ihr eigenes Krankenhaus noch.

In Bremen, im Geteviertel, gibt es die „Erziehungsgemeinschaft". Damit nicht alle Kinder einen Gameboy brauchen, stimmen sich die Eltern beim Kinderhüten und in Krankheits- beziehungsweise Notfällen gegenseitig ab. Laer bei Münster wurde mit einer der höchsten Geburtenrate belohnt, als die Bürger wieder mitsprechen durften, wenn es um Kindergärten, Schulen und die fremden Mitbewohner ging. Dafür brauchte es einen „Crashkurs in Normaldeutsch". Jetzt gibt es die „offene Moschee" und eine Straßenfest mit Samba-Band. Auch Stuttgart „bindet die guten Leute ein" und bietet „Integrationspartner" an. Mit extrem hohem Ausländeranteil hat Stuttgart damit extrem wenig Probleme.

Was die Leute brauchen ist Anerkennung, und das wird in der Gesamtschule in Essen-Holsterhausen schon den Kindern beigebracht. „Verantwortung" ist dort ein eigenes Schulfach. Jeder Schüler übernimmt freiwillig ein soziales Engagement. Einmal im Monat halten die Kinder für ihre Mitschüler Lobreden und werden beklatscht für all ihren aufgebrachten Mut, zum Beispiel auch fürs Hundekotaufsammeln.

Michael Bürsch, der Leiter einer Enquete-Kommission, welche die Bürgerinnen und Bürger in ihrem freiwilligen Engagement befragt hat, sagt: „Die Menschen müssen etwas haben von ihrem Engagement. Nicht Geld, aber Spaß, neue Freunde, neues Wissen, und das Engagement muss biografisch passen." Die Menschen wollen mitreden, mitbestimmen und innerhalb der Gemeinde anerkannt sein. Damit tut sich die Regierung schwer. In der Hansestadt, dem "Tor zur Welt", versuchten die Christdemokraten das Betreiben von Volksbegehren und Volksentscheid zu behindern.

Die genannten anderen Bürger-Gemeinden haben jedoch einfach das getan, was sie zusammen tun wollten! Es zeigt sich: Bürgerbegehren und Bürgerentscheide müssen nicht von oben abgewartet werden.

Barbara Wagner

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Vorgeburt und Materialismus

Durch die Anthroposophie, aber auch durch eigene Erfahrungsmöglichkeiten kann der Mensch eine Ahnung bekommen von vorgeburtlichen Lebensentschlüssen. Bestimmte kulturelle Einschläge, wie durch den Templerorden, die Renaissance, den deutschen Idealismus oder den Kunstimpuls des Blauen Reiters sind im Grunde auch nicht anders zu verstehen, zumal die Träger dieser Bewegungen oft sehr jung waren und jung starben. Eine "Reifung aus irdischer Einsicht heraus" hätte nicht genügt, um sie in der Kürze der Zeit auf die Höhe ihrer Mission und geschichtlichen Bedeutung zu heben.

Auch die Nachkriegszeit und die Gegenwart beherbergt Menschen mit vorgeburtlichen Entschlüssen. Ein solcher kann z.B. sein, zur Spiritualisierung der Erdenkultur beizutragen. Nun hat diese Zeit aber auch ganz besondere Mittel, sich dagegen zu wehren und solche Impulse zunichte zu machen. Eines davon war der Begriff der "Anpassung", welcher wie eine lähmende Glocke über den 1950er, 1960er Jahren lag. Die hereinkommende Individualität sollte an die irdischen Verhältnisse "angepasst" werden, nur möglichst nichts Eigenes hinzubringen oder dort entfalten. Ein einheitsstaatlicher Konformitätsgedanke sollte ihr die Flügel brechen, und "Leistung" sollte sie nur innerhalb der vorgegebenen Rahmen und Verhältnisse bringen. Ein Hohn, eine Unterdrückung der Individualität ist die Mischung von Anpassungs- und Leistungsforderung. Bedenkt man, an was die Individualität angepasst werden sollte, so wird die ganze gespenstischen Dämonie und Bösartigkeit dieser sich als so scheinheilig gebenden "Aufbau"- und "Wirtschaftswunder"-Zeit deutlich. Die 68er-Revolte, die RAF, dann die Hippie-Bewegung protestierten gegen diesen dämonischen Anpassungszwang. Dabei gerieten sie oft vom Regen in die Traufe: etwa in neue sozialistische Kollektivzwänge, in Irrwege sinnloser Brutalität oder in Abwege der Selbstzerstörung.

Trotz etlicher Irrwege und hunderter zerstörter Biografien konnten diese Opfer doch zu einer Aufweichung der gesellschaftlich verhärteten Formen beitragen. Sie machten die Friedens- und Ökologie-Bewegung erst möglich, Bewegungen, die sich heute zum Weltsozialforum sammeln. Die künstlerische Freiheit des Menschen bekam besonderen Nachschub durch die Manifeste von Antoni Tapies und die Arbeit von Joseph Beuys ab Ende der 60er Jahre. Doch auch die Gegenseite war nicht faul und installierte Satelliten in der Erdumlaufbahn, durch die die vorgeburtlich herannahenden Seelen schon etwas vom Geiste der Technik aufnehmen sollten. 2-3jährige perfekte "Computerkids" sind die Folge. Die Spiritualisierung der Naturwissenschaft steht größtenteils noch aus, obwohl außerordentlich viel schon geleistet wurde und nur aufgelesen und vom Einzelnen verlebendigt werden muß (siehe dazu die Arbeiten von R. Hauschka, W. Pelikan, G. Grohmann, Th. Schwenk u.v.a. - ein umfassendes Archiv dazu ist im Aufbau). Dies muss jetzt mehr von der Erde aus ergriffen werden.

A. P.

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JOSEPH BEUYS ZUM 20. TODESTAG

Joseph Beuys gilt als der wichtigste deutsche Künstler in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Am 23. Januar 2006 jährt sich sein Todestag zum 20. mal, Grund genug, kurz innezuhalten und den Künstler und sein Lebenswerk zu würdigen.

Wer war Joseph Beuys?

"Das gesamte dritte Jahrtausend wird im Beuysianischen Gedankengut wurzeln."
Rolando Bellini

(Direktor des Kommunalen Museums für Moderne Kunst, Ascona/CH)

Joseph Beuys (Krefeld 1921 - Düsseldorf 1986), Künstler und Schamane, Prophet und Leitfigur der Weltkunstszene in der Nachkriegszeit, ist zugleich Verkünder und Vorläufer eines neuen Denkens und Handelns.
Beuys hatte sich an der medizinischen Fakultät eingeschrieben: sein Studium wird vom Krieg unterbrochen. Zur Luftwaffe eingezogen, wurde er an der Ostfront eingesetzt, bis seine Stuka 1943 über der Krim abstürzt. Das elementare, archaische Erlebnis bei den Tartaren, die ihn finden, aufnehmen und pflegen, hinterläßt tiefe Spuren. 1947, zwei Jahre nach Kriegsende, tritt er in die Kunstakademie Düsseldorf ein und studiert u.a. bei Ewald Mataré. Während dieser Zeit und bis zu seinem Abschluß im Jahr 1951 nähert er sich der Philosophie Rudolf Steiners.

1961 erhält er den Lehrstuhl für Monumentale Bildhauerei an der Akademie Düsseldorf. Er beteiligt sich zunächst an den Kundgebungen der Gruppe Fluxus, um dann mehr und mehr eigenständige Performances durchzuführen: Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt 1965, Eurasia und Infiltration Homogen für Konzertflügel 1966, Voglio vedere le mie montagne 1971.
Ab den siebziger Jahren widmet er sich zunehmend pädagogischen, politischen, sozialen und humanitären Aufgaben. So gründet er 1967 die Deutsche Studentenpartei, 1971 die Organisation für Direkte Demokratie durch Volksabstimmung und 1974 die Free International University (FIU). 1979 ist er Mitbegründer der Grünen-Bewegung, distanziert sich aber später wieder von dem Parteienprofil.

Denkwürdig einige seiner Sätze:

· * Jeder Mensch ist ein Künstler *
· * Die Revolution sind wir *
· * Kunst = Kapital *
· * Aber die Ursache liegt in der Zukunft *

Ebenso denkwürdig seine ökologische Aktion, bei der in Kassel 7000 Eichen gepflanzt wurden (1982 – 1987).
Sein Werk ist auf den angesehensten internationalen Ausstellungen, wie z.B. auf der Biennale von Venedig ebenso vertreten wie in den Sammlungen führender Museen. Unzählig die Einzelausstellungen, unter anderem eine Anthologie im Solomon Guggenheim Museum in New York. Trotz neuerer Studien, die Beuys zum Teil sogar unter dem Aspekt des Philosophen betrachten, erscheint er uns doch immer wieder von neuem als
ebenso originelle wie rätselhafte Persönlichkeit, die im Vertrauen auf die Sinnhaftigkeit des menschlichen Daseins neue Wege der künstlerischen Gestaltung ging und die Grenzen herkömmlichen Denkens sprengte.

Der unten genannte Verein hat es sich in besonderer Weise zur Aufgabe gemacht, das ideell-sozialgestalterische Erbe von Beuys zu pflegen, aufzubereiten und herauszugeben und gleichzeitig damit weiterzuarbeiten. Wir unterhalten das Achberger Beuys-Archiv und waren Veranstalter der drei letzten Beuys-Symposien, die von jew. zwischen 300 und 400 Menschen aus Gesamteuropa besucht waren.

Rainer Rappmann
Verein zur Förderung des Erweiterten Kunstbegriffs und der Sozialen Plastik e.V.
Am Schwarzenbach 25, 88239 Wangen/Allg.

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Was wirkt in den Farben?

Das Bedürfnis mit Pflanzenfarben zu malen fängt ganz lebhaft an sich bemerkbar zu machen, wenn man an das Malen von Organischem herantritt. Pflanzen, Tiere, Menschen haben nicht nur Irdisches an sich. Sie sind ein lebendiges, beseeltes und durchkraftetes Werk eines außerirdischen Geistigen.

Das kalte, blaue Wasser, der harte schwerebelastete Felsen, das ist Erde. Der Maler nimmt leuchtende Mineralfarben und malt dieses Irdische. Sein Gefühl sagt ihm, dass Wasser wunderbar in seiner Kühle mit dieser mineralischen blauen Farbe zum Beispiel des Lasursteines zu malen ist.

Warum haben geniale Maler in der Vergangenheit die Pflanzen anders gemalt? Sofort gingen sie über von den Mineralfarben zu den Pflanzenfarben, wenn sie Gras, Büsche, Bäume, Blüten und Früchte malten, weil sich das Empfinden sofort wehrt, leblose Stoffe zu verwenden bei der Darstellung von lebender Substanz. Es lebte noch das Gefühl dafür, dass in der Pflanze kein nur irdisches Gebilde vorlag, sondern ein Werk des Kosmos.

Wie könnte man ehrlich ein grünes Blatt malen mit einer Farbe, die dem Stein entnommen ist? Die Stumpfheit des intellektuellen modernen Zeitalters hat dies feine Empfinden abgestumpft und ersterben lassen.

Als den Chemikern Kohle und Erdöl in die Hand gegeben wurde, besaßen sie einen Raub an außerirdischem Gut. Die organische Chemie entstand. Glücklich darüber, den Kohlenstoff im Substanzgewoge an die Hand zu bekommen und nicht nur als Stoff in Kohlensäure und Diamant vorliegen zu haben, tauchten die Chemiker in eine Welt von vielen hunderttausenden von Substanzvorgängen.

Der Fleiß und die Intelligenz des Menschen sind bewunderungswürdig. Aber viel bewunderungswürdiger ist, was als Rest des Ätherischen hier noch zu schaffen vermag. Wie ein Wunder erschien es, dass die leuchtendsten, brilliantesten Farben der Blumen draußen in der Natur plötzlich im Labor aus dem Substanzgewoge der Kohle hervorschimmerten. Als nun die zehntausend Farbnuancen hervortraten, hätten die Chemiker andächtig werden müssen vor der Macht des letzten Restes des Außerirdischen. Aber die heutigen Menschen sind vom Stoffe fasziniert und wollen allein ihn gelten lassen. Mit Gewalt will man die Substanzchemie zur Stoffchemie machen.

Was macht den Unterschied aus zwischen Wurzelkrapprot und Alizarinkrapprot? Ist es nicht ähnlich dem Antlitz eines freien Menschen und dem eines gefesselten Gefangenen?

Eine Pflanzenfarbe ist das gesunde, direkte Produkt des Ätherischen. Eine Teerfarbe ist das Produkt eines geraubten Ätherischen. Wer das Schicksal des Ätherischen, sein Wirken und Erleiden ins Auge fasst, der kann auch zum Verstehen des Unterschieds von Pflanzenfarben und Teerfarben gelangen.

Weiter kann man fragen: Was ist der Unterschied zwischen Gummigutt und Indischgelb? Im Gummigutt ist ätherische Substanz. Im Indischgelb ist durch Astralisches modifizierte ätherische Substanz.

Die Mangopflanze macht durch das Rind eine Veränderung durch, bedingt durch den organisch gebundenen Astralleib. Indischgelb besitzt Astralisches in seiner Substanz. Das gilt auch vom Schneckenpurpur und Cochnillerot.

Würde der Mensch Farben erzeugen, wäre das für ihn als Ich-Träger unerträglich. Nur die Produkte seines freien Ich sind erträglich. Nicht Farbsubstanz, sondern Malerei erwarten wir vom Menschen.

Fassen wir zusammen: Mineralfarben sind Stoffesfarben. Pflanzenfarben beinhalten frohe Substanz. Teerfarben sind leidende Substanz. Tierfarben ergeben sich aus einer überlagerten Substanz.

Ernst Georg Haller

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Eulenspiegel –Nachrichten

Cafe/Restaurant Eulenspiegel
Finanzielle Engpässe machten viele Gespräche notwendig. Und es gab eine kleine Denkpause, sprich Betriebsferien, in der ein neuer Ansatz erarbeitet wurde. Neue Öffnungszeiten, verändertes Personalkonzept, variable Speisekarte sollen es möglich machen, das Cafe/Restaurant wirtschaftlich zu führen. Ein neuer Start gewissermaßen in das zweite Jahr. Es werden immer wieder PraktikantInnen gesucht, die eine gewisse Zeit mitarbeiten wollen.

Bionetz
Die Winterpause wurde beendet. Ein kleines Treffen im Eulenspiegel brachte die Neuauflagen des Bio-Einkaufsführers für Lindau, Tettnang und Wangen auf den Weg. Eine Wanderausstellung über Ökologischen Landbau wird geplant.

Sozialpolitische Akademie
Das erste Jahr war schwer und nicht alles fand statt. Aber ein zweiter Anlauf ist geplant. Die feststehenden Seminare sind in diesem Heft angekündigt. Dabei sind äußerst spannende Inhalte, die sehr zu empfehlen sind.

Mitgliederversammlung
Die Mitgliederversammlung 2006 brachte eine Blick zurück auf das vergangene Jahr und intensive Gespräche über das kommende. Auch wenn die Resonanz nicht immer so wie gewünscht ist, ermöglicht die Kultur- und Begegnungsstätte Eulenspiegel doch immer wieder wichtige und interessante Begegnungen. Die Projektwerkstatt bringt wichtige Themen ein und weiter.

Die Gespräche brachten einen Stimmungsumschwung, der verspricht, dass das Projekt auch weiterhin eine Anlaufstelle für viele sein wird. Eine Zukunftswerkstatt über die Arbeit des Vereins soll noch dieses Jahr durchgeführt werden.

Günter Edeler, Klaus Korpiun und Dieter Koschek werden die Geschicke von Modell Wasserburg e.V. auch weiterhin leiten.

Freundeskreistreffen
Im Mittelpunkt des Freundeskreistreffens stand das Seminar und der Vortrag von Heinz Buddemeier. Die Nutzung von Computer und Internet verändern unsere Welt weiter als nur eine neue Technik. Das Verhältnis Mensch und Maschine wird in Frage gestellt: Ist der Mensch vielleicht die schlechtere biologische Maschine. Diese Technik stellt uns vor die Aufgabe das Menschenbild neu zu ergreifen. Nicht die Technik muss verdrängt werden, sondern wir Menschen müssen damit umgehen lernen und für die Nachteile einen Ausgleich finden.

Beeindruckend ist die Wirkung von Gewaltdarstellungen in film und Fernsehen. Heinz Buddemeier zeigt auf, das die erdrückende Zunahme von Gewaltverbrechen auf das Fernsehen zurückgeht. Wichtig um den Einfluss vom Fernsehen zurückzudrängen ist es z.B. Kreativität und Phantasie, sowie soziale Fähigkeiten in einer fernsehfreien Zeit zu entwickeln. Dann können wir und unsere Kinder auch besser mit dem Medium umgehen.

Abschließen zum Freundeskreistreffen reflektierten wir nochmals die Zukunft der gemeinsamen Arbeit.

Solidarische Wirtschaften
In der zweiten Novemberhälfte ist in Berlin von einem breiten Trägerkreis ein Kongress über solidarisches Wirtschaften geplant. Dieter Koschek wird in der Vorbereitungsgruppe mitarbeiten. Es werden Projekte diskutiert werden, Politische Rahmenbedingungen abgeklopft werden und verschiedene Modell zur Diskussion stehen (Vom Selbstverwalteten Betrieb über Tauschringe zu Regionalwährungen). Weiter Informationen können im Eulenspiegel abgerufen werden.

Zusammengestellt von Dieter Koschek

Trennung von Arbeit und Einkommen – bedingungsloses Grundeinkommen – Bürgergeld/Existenzgeld

29. April – 1. Mai 2006 im Humboldt-Haus in Achberg

„Das Ziel des Erweiterten Kunstbegriffs ist die Befreiung der Arbeit." Joseph Beuys 1/85

Wir leben in einer Zeit der Umbrüche und Paradigmenwechsel. Das Phänomen der strukturellen „Arbeitslosigkeit" lässt sich nicht mehr mit den bislang bekannten und praktizierten politischen und wirtschaftlichen Instrumenten in den Griff bekommen. Arbeitsteilung findet heute im Zeichen der Globalisierung weltweit statt. Es ist jetzt höchste Zeit, unser Denken und Handeln über Arbeit und Einkommen neu zu greifen, um etwas Notwendendes in die Wege zu leiten.

Seit nicht ganz einem Jahr wird die Idee eines Grundeinkommens wieder stark in der Öffentlichkeit diskutiert – bis hin zum deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler. Angestoßen wurde diese Diskussion u.a. von dem Drogeriemarktgründer(DM) Götz Werner, der eine Anzeigenkampagne anstieß und seitdem in div. Talkshows seine Idee vertritt. Aber die Politik will nicht so recht anbeißen, und ich denke, dass sie es als letzte tun wird. Zuvor braucht es einen breiten Bewusstseinswandel, der von vielerlei Maßnahmen begleitet wird und allerdings auch schon in vollem Gange ist. Es besteht heute die Chance, daß wir uns erneut darauf besinnen, was Arbeit und Einkommen ihrem Wesen nach sind, was es bedeutet zu wirtschaften, Produkte und Dienstleistungen zu erzeugen und diese zu „verbrauchen" in einer Welt, in der jeder von jedem lebt. Welche Rolle soll dabei das Geld als Einkommen spielen? Gibt es überhaupt einen Grund, die Existenz eines Menschen an seinen Arbeitseinsatz zu koppeln nach dem Motto „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen"? Oder ist die Existenzgrundlage nicht ein Menschenrecht und eine Voraussetzung für das Arbeiten? Was ist überhaupt Arbeit? Wird der Mensch faul und gefräßig, wenn ihm eine Existenzgrundlage gewährt wird? Tut er dann gar nichts mehr? Oder umgekehrt, wie jüngst ein Freund formulierte: „Was würdest Du arbeiten, wenn für Dein Einkommen gesorgt wäre?"

Dozenten: Prof. Dr. Michael Opielka, Königswinter, Dieter Koschek, Wasserburg und Johannes Stüttgen, Düsseldorf, Tagungsleitung: Rainer Rappmann, Wangen/Achberg

Anmeldung: Verein zur Förderung des Erweiterten Kunstbegriffs und der Sozialen Plastik e.V. c/o Rainer Rappmann, Am Schwarzenbach 25, 88239 Wangen/Allgäu, Tel: 07528/7734/06028/fax, internet: www.fiu-verlag.com

 

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Sozialpolitische Akademie SPAK 2006

Seit 30 Jahren ist die AG SPAK Struktur- und Finanzierungshilfe für selbstorganisierte Initiativen und Selbsthilfegruppen.

Mit unserer Bildungsarbeit wollen wir Menschen befähigen ihre Interessen selber wahrzunehmen und mit entsprechenden Werkzeugen auszustatten. Durch unser Sozialpolitisches Forum und Tagungen verbinden wir die Menschen und Initiativen übergreifend und helfen Bewegungen entstehen zu lassen.

Mit unserer Arbeit wollen wir Wege einer emanzipatorischen Zukunft des Sozialstaats aufzeigen und Alternative Ökonomien als Modelle für eine solidarische Wirtschaft zeigen.

Die Sozialpolitischen Tagungen finden an unterschiedlichen Orten statt.
Die PC-Seminare finden in Steinheim bei Neu-Ulm in den Räumen von digitaldruck leibi (und den Räumen von AG SPAK Bücher) statt.
Die Kultur- und Begegnungsstätte Eulenspiegel in Wasserburg am Bodensee beinhaltet schon seit  sechs Jahren die Geschäftsstelle der AG SPAK und später noch die der Sozialpolitischen Gesellschaft dazu. Das Projekt beherbergt noch die Projektwerkstatt am See, den jedermensch-Verlag und das Biorestaurant Eulenspiegel..

Information und Anmeldung: agspak, Dieter Koschek, Dorfstr. 25, 88142 Wasserburg/Bodensee, fonfax 08382-89056, agspak@t-online.de www.agspak.de

 28. – 30. April 2006 in Neu-Ulm/Steinheim
15. – 17. September 2006 in Neu-Ulm/Steinheim

Werkstatt digitale Bildbearbeitung

Eine Flut von Bildern und doch nicht das richtige...
mit Hannelore Zimmermann

Der Workshop richtet sich an alle, die Spaß an Fotos und Bildern haben und mehr über die Möglichkeiten der Bildbearbeitung erfahren und erproben möchten. 

Es geht um die Digitalisierung, Archivierung und Bearbeitung von Fotos für unterschiedliche Verwendungszwecke. Bilder können korrigiert, optimiert und effektvoll verfremdet werden. Das Freistellen und Montieren, die Arbeit mit verschiedenen Ebenen, die Bildretusche, Farb- und Tonwertkorrektur, mit Helligkeit und Kontrast, mit Filtern und Effekten. Fotomontage und Collage ermöglichen es, mit den Bildern zu experimentieren und ihre Aussage zu betonen oder auch abzuwandeln.   

Wir arbeiten mit Photoshop (das Gezeigten findet sich jedoch auch in anderen Bildbearbeitungsprogrammen) und realisieren damit ganz konkreten Projekte (Plakat, Postkarten, Fotoserie, Kalender etc.), zu denen jedeR schon eine Idee und Material mitbringen sollte und ein fertiges Produkt mit nach Hause nehmen kann.

6-10 TeilnehmerInnen
Teilnahmegebühr: 100 € (incl. Material und Druckkosten(ohne Unterkunft und Verpflegung)

Bitte bringt konkrete Ideen mit inkl. der benötigten Fotos bzw. Bilddateien

Hannelore Zimmermann, Sozialpädagogin, Public-Relation-Studium an der FU Berlin, Aufbau von Digitaldruck leibi.de (in der Druckerei werden wir auch arbeiten, sodass uns alle technischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

 Samstag, 8. April 2006, 10 Uhr

Lindau/Bodensee Sprachschule Dialoge im Hauptbahnhof

Hartz IV und die Folgen

Arbeitslosengeld II: rechtliche Grundlagen und Möglichkeiten der Gegenwehr

Block I: Rechtliche Grundlagen

- „Fördern und Fordern" – die Philosophie des SGB II

- Leistungsvoraussetzungen, Leistungsberechtigte, Abgrenzung zum SGB XII

- Die Bedarfsgemeinschaft (inkl. aktuelle Verschärfungen)

- Einsatz von Einkommen und Vermögen

Block II: Knackpunkte und Rechtsdurchsetzung
Hier eine Auswahl von Themen (max. 3 können wir ansprechen) :

- Eingliederungsvereinbarung, Eingliederungsleistungen und Ein-Euro-Jobs(Rechtsgrundlagen, Mindeststandards und Spielräume, die genutzt werden

müssen)

- Kosten der Unterkunft: Was tun, wenn die Aufforderung zur Kostensenkung ins Haus flattert?

- Datenschutz, Telefonabfrage und Nachweisforderungen

- Bescheide anfechten (Fehlerquellen, Widerspruch und

Klagemöglichkeiten)

Block III: Selbstorganisierung, politischer Widerstand

Input und Diskussion

- Warum Selbstorganisierung?

- Eingriffsmöglichkeiten vor Ort

- Vernetzung von „unten"

Mit Frank Jäger, Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfe- und Erwerbsloseninitiativen www.bag-shi.de

Teilnehmergebühr: Spende (ohne Unterkunft und Verpflegung)

 
12. - 13 Mai 2006

Wochenendseminar im Eulenspiegel in Wasserburg

Die Selbstbestimmung des Menschen und die Zivilgesellschaft
mit Jens Loewe, siehe unten

Freitag 20 Uhr Vortrag
Samstag, 10 – 18 Uhr Seminar

Es soll darum gehen, die Aufgaben und die Bedeutung der Zivilgesellschaft zu erkunden. Speziell will ich die Bedeutung der "Bürgerinitiativen" sehen und wie sich durch Kooperation und Vernetzung eine neue Kraft in der Zivilgesellschaft etablieren kann. (Kurzfassung meiner inhaltlichen Vorstellungen). Welche Bedeutung hat das Wahrnehmen meines speziellen Interessen für die Veränderung der Gesellschaft? Doch erläutere mir doch gerne Deine Vorstellungen. Wir können gerne folgendes noch weiter gemeinsam konkretisieren.

- Was bedeutet Zivilgesellschaft, Bürgergesellschaft, dritter Sektor

- Wer gehört dazu?

- Die Aufgaben und Bedeutung von Bürgerinitiativen und –organisationen, NGOs

- Wie kann sich diese Zivilgesellschaft organisieren und darstellen, Vernetzung kontra Partei

- Entscheidungsfindungsprozesse in Zivilgesellschaft – Kritik

- Demokratiefragen, Volksentscheid, andere Alternativen, wie z.B. Orcamento Participativo (Beteiligungshaushalt von Porto Alegre)

- Internationale Ausprägungen

- Bewegung World Social Forum, European Socialforum, Sozialforum in Deutschland, regionale und lokale Sozialforen, thematische Sozialforen

Teilnehmergebühr
Vortrag und Seminar 50 €, Vortrag solo 7 €

(ohne Unterkunft und Verpflegung)

Jens Loewe, freiberuflicher Künstler (46), lebt und arbeitet in Stuttgart, Mitglied im NWWP, Netzwerk WeltWeite Projekte, (hervorgegangen aus dem Kreis einiger der sog. Weltweiten Projekte der Expo 2000) (www.nwwp.org)

 

9.-11. Juni 2006 in Wasserburg/Bodensee

Seminar Politische Aktionsformen und kreativer Straßenprotest

Mit Marc Amman

Karnevalartige Demonstrationen, Lachparaden, Reclaim The Streets-Parties, verschiedene Formen von Straßentheater, Aktionen mit Großpuppen, subversive

Street Art, Demo-Blöcke in Pink und Silber, Radical Cheerleading, Samba-Gruppen, Flash Mobs, Critical Mass-Fahrradtouren, Radioballette, Sitzblockaden auf der Datenautobahn, überraschende öffentliche Videovorführungen ... – die Palette kreativer politischer Aktionen hat in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum an Farben und Formen gewonnen.

Mit dem Entstehen der neuen globalen Protestbewegungen, sowie einhergehend mit der Verschärfung der neoliberalen Verhältnisse auch in unserer Gesellschaft, findet ein Wiederaufleben von Aktivismus auf breiter Basis statt: Alte Aktionsformen werden wiederentdeckt, vermischen sich, verändern sich in neuen Kontexten. Neue Aktionsformen entstehen aus dem Zusammentreffen von Aktivismus, Kunst und (neuen) Medien, entwickeln sich auf der Basis horizontaler Vernetzungen und Organisationsweisen.

Protest und Widerstand sind notwendiger denn je, und machen zudem Spaß, sind gewitzt, bunt, kreativ, aber auch unberechenbar, bissig und direkt.

Im Seminar werden verschiedenste Aktionsgeschichten und Erfahrungen zusammengetragen; Taktiken, Strategien und Ziele politischen Aktivismus` reflektiert; Ideen und Tipps gegeben. Praktische Übungen je nach Interesse der TeilnehmerInnen u.a. zu Politischem Aktionstheater, Rebel Clowns, Rhythmus, Cheerleading, gewaltfreien Aktionen und kreativen Blockaden,...

Dazu Hinweise und Übungen zu Organisationsformen und Entscheidungsfindung, Rechtshilfe und Umgang mit Repression, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit.

Teilnehmerbeitrag 90 € (ohne Unterkunft und Verpflegung)

Referent: Marc Amann

Diplompsychologe, Künstler, Aktivist, Herausgeber des Buches „go.stop.act! Die Kunst des kreativen Straßenprotests. Geschichten. Aktionen. Ideen." (Trotzdem Verlag, 2005).

http://www.go-stop-act.de

http://kreativerstrassenprotest.twoday.net

7. –9. Juli 2006 in Wasserburg/Bodensee 

Entdecke den Clown in dir
Mit Elke Maria Riedmann  

Humor wird inzwischen als Therapie im Krankenhaus eingesetzt. Doch auch Führungskräfte in sozialen Einrichtungen und in der Wirtschaft nutzen Clownseminare als Möglichkeit neue Fähigkeiten der (Selbst-) Wahrnehmung und Führung zu trainieren.
Mit was wir uns an diesem Wochenende „beschäftigen":
Gefühle – Gefühle kennt jeder – kann sich jeder hinein-fühlen – in ein „Traurigsein" – in ein „Fröhlichsein" – in ein „Beleidigtsein" oder „Gekränktsein" – ein „Angsthaben" – umso echter die Gefühle gespielt oder ausgedrückt werden, ... umso schöner ist die Figur, der Clown ... sich blamieren ... kann man üben und lernen bis es Spass macht. Schwächen zeigen ... mit einer reifen Ehrlichkeit.
„So dumm bin ich" und mit „Mut zur Hässlichkeit" ... (was zum Beispiel Kleidung betrifft)...Stärken übertreiben...bis ins Lächerliche.
Bevor wir aber zu diesen – clownesken – Schwerpunkten kommen, gibt es viel Bewegungs-, Kommunikations- und Kennenlernspiele.
Mitzubringen sind:
Bequeme Kleidung, die viel Bewegung zulässt, Wollsocken, zu grosse und zu kleine Strassenkleider, normale bzw. schräge Kleidung, die nicht zusammenpasst, die auf der Strasse auffallen würde.
Accessoires: Taschen, Schuhe, Hüte, Brillen (keine Sonnenbrillen).
Teilnahmebeitrag 100 EUR (ohne Unterkunft und Verpflegung)


Elke Maria Riedmann hat die Theaterschule von Jacques Lecoq in Paris absolviert, sowie bei Desmond Jones in London und bei Dimitri im Tessin gelernt. Sie arbeitet als Clinik-Clown und als Schauspielerin.

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